Top 5
Kommunikationsmittel sind wie Menschen: Es gibt zu viele davon. Auf welche wir getrost verzichten könnten, lest ihr hier.
Heinrich Weingartner — 09/20/23, 01:44 PM
Verhindern entspanntes Leben: Kommunikationsmittel. (Fotos: Unsplash)
Gerne wird heute behauptet, dass mehr Kommunikation ultrawichtig und das A und O jeder funktionierenden zwischenmenschlichen Beziehung sei. Das mag sein. Gerne vergessen geht dabei aber, dass der gewählte Kommunikationskanal massgeblich dazu beiträgt, ob die Botschaft richtig ankommt oder nicht. Bitte verzichten wir ab jetzt auf die folgenden fünf.
Passiv-aggresiver als SMS und ganz schön old school: Zettel.
Der Zettel ist eine gewaltvolle und primitive Art der Kommunikation. Statt die Geduld und Zeit aufzubringen, seinen Mitmenschen die Botschaft persönlich zu überbringen, klebt man ihnen einen Zettel hin. Auf den Zettel ist keine Antwort möglich, er ist nicht weiterleitbar und kann auch nicht mit einer Abwesenheitsmeldung beantwortet werden. In den meisten Fällen weiss man nicht einmal, wer den Zettel geschrieben hat. Und aus bloss einem Grund ist der Zettel auf dem hintersten Platz: Weil es offensichtlich Spass macht, Menschen mit dem guten, alten Zettel zu nerven.
Not cool: Anrufe auf WhatsApp.
Nein, dein Telefon hat keinen Virus und es wurde auch nicht von Ausserirdischen gehackt: Jemand ruft dich über WhatsApp an. Wer via WhatsApp anruft, hat es nicht verdient, mit einem Abnehmen belohnt zu werden. Solchen Menschen muss ein Zettel an die Wohnungstüre geklebt werden, auf dem steht: «Ich möchte nicht mehr mit dir befreundet sein.» Ohne Unterschrift, damit diese Menschen in dieselbe existenzielle Krise gestürzt werden, die ein Anruf via WhatsApp bei den Empfangenden nach sich zieht.
Schränkt den eigenen Lebensraum ein: Geschenk.
Als Lebewesen hat man ab einem gewissen Alter sein Inventar an Sachen. Man hat in der Wohnung ein paar Sachen, im Keller oder Estrich sind die Sachen, die man nicht mehr braucht und vielleicht liegen noch ein paar Sachen in der Welt verstreut. Aber das ist gut so, weil man sich um diese Sachen nicht mehr kümmern muss. Die Planung mit seinen Sachen ginge perfekt auf, wären da nicht die fiesen Mitmenschen, die einem ungefragt Sachen bringen, für die man weder Verwendung noch Platz hat.
Schlimmer als Post von der Steuerbehörde im Briefkasten: E-Mail.
Beim E-Mail liegt die Unnötigkeit nicht so sehr bei der Kommunikationsform an sich, sondern der Handhabung. Da 99% der Menschen E-Mails falsch benutzen, sind auch 99% der Mails eine ökologische und ökonomische Verschwendung. Beim Grossteil der verschickten Mails ist der Informationsgehalt weniger gehaltvoll als die Grussfloskel und wäre mit einem kurzen Anruf oder einer Textnachricht erledigt. Das E-Mail ist das zeitgenössische Pendant des handgeschriebenen Briefs und sollte bloss für besonders delikate Angelegenheiten verwendet werden: Schlussmachen, Liebesoffenbarungen oder Friedensverhandlungen.
Alle ergötzen sich an deinem gescheiterten Leben: Intervention.
Im grossen und gütigen Gewand kommt die Intervention daher, dabei geht es kaum despektierlicher und menschenverachtender. Freunde und Familie trommeln sich nämlich immer erst dann zusammen, wenn es schon zu spät und die interventionsbedürftige Auffälligkeit unangenehm weit fortgeschritten ist. Paradoxerweise drückt die Intervention also den faulen und empathielosen Charakter deines Umfelds aus: Man hat es versäumt, rechtzeitig mittels weniger unnötigen Kommunikationsmittel wie Zetteln oder WhatsApp-Anrufen den Status Quo abzuwenden.