Top 5
Stille Örtchen gründen tief – oder so. Denn ein Toilettenbesuch muss nicht langweilig sein. Besonders nicht an den fünf folgenden stadtluzernischen Exemplaren, die Corinne Huwyler für Sie erforscht hat.
Corinne Huwyler — 10/12/22, 11:36 AM
Nicht nur für Leute mit schwacher Blase: Toiletten.
Menschen mit schwachen Blasen haben es schwer. Einerseits werden sie schnell zum sozialen Gespött oder gar von Unternehmungen ausgeschlossen, weil man mit ihnen für alles länger braucht. Andererseits haben sie auch eine tiefere Lebenserwartung, denn eine Pinkelpause in der freien Natur kann einem Bären oder Löwen die perfekte Gelegenheit zum Angriff bieten.
Gerade deshalb sollte sich diese Gattung Mensch besser in städtischen Gebieten aufhalten. An welchen Orten in der Stadt Luzern sich der Toilettenbesuch besonders lohnt, lesen Sie hier.
Irgendwie lustig, aber auch verwirrend: die Mill’feuille-Toilette.
Ein kleines Schildchen, das zum Nachdenken anregt. Beim ersten Lesen zaubert es einem ein Lächeln aufs Gesicht, vielleicht begleitet von einer kleinen Träne der Rührung. Bei regelmässigeren Besuchen kommen Unsicherheiten auf. Was, wenn es schon immer mein Traum war, einen Goldfisch ins Mill’feuille-WC zu spülen? Welche Anweisung hat dann Priorität? Und warum heisst es in der deutschen Version «Rechnungen» und in der englischen «phone bills»? Dürfte also die Rechnung des Restaurants runtergespült werden, vorausgesetzt, man hat mit der Bedienung Englisch gesprochen? So oder so, die Toilette ist interessant, der Besuch empfiehlt sich aber nur im psychisch stabilen Zustand.
Regt zum Geschichtenschreiben an: Toiletteneinrichtung der Raviolibar.
Hier gibt es zwar trotz des Namens keine Ravioli, dafür empfängt einen das abgebildete Trio beim Gang aufs WC. Zudem erfüllt die Toiletteneinrichtung den feuchten Traum von Deutschlehrpersonen, denn was eignet sich besser für den Auftrag: «Schreibe eine lustige/spannende/schöne Geschichte zu diesem Bild» als das Ensemble aus Holzfigur, Heiligenbild und Notausgang?
Hier kann den Toilettenvorgänger*innen in die Augen geschaut werden: Weg zum WC im «Anker».
Es gibt viele Gesprächsthemen, die weniger interessant sind als die Toilettenszenerie des «Ankers». Sollten Sie sich also gerade in einer Unterhaltung über den Thermomix oder das 245. Video zu Roger Federers Rücktritt befinden, suchen Sie am besten das stille Örtchen dieser Lokalität auf. Vorbeischlendernd an einer Wand mit unzähligen Passfotos können Sie sich die abgebildeten Menschen beim Urinieren vorstellen oder sich Gedanken zu deren Stuhlgang machen. Wenige Augenblicke später dürfen Sie sich entweder selbst im Fotoautomat verewigen oder weiterwandeln in die heilige Toilettenhalle. Dort erwartet Sie eine Mischung aus Heiligenbildern, Märchenbrunnen und dem Berner Rosengarten. Wer das verpasst, ist selber schuld.
Das Frauen-WC des «Bahnhöflis» könnte auch als Ausnüchterungszelle benutzt werden.
Sollten Sie sich trotz der täglichen Höchstdosis Temesta immer noch nicht beruhigt fühlen, begeben Sie sich am besten in die Toilette des bahnhofnahen Lokals. Pink soll nämlich Geborgenheit vermitteln und gegen Angstzustände helfen. Bekifft bleiben Sie der Toilette aber lieber fern. Die Vorstellung, Sie könnten im Inneren eines Leuchtstifts gefangen sein, könnte zu einem paranoiden Horrortrip führen.
Voll mit interessanten Menschen: Neubad-Toilette.
Es gibt mehrere Toiletten in dem Hause, aber nehmen Sie nach Möglichkeit immer diejenige mit der Wandmalerei. Bei jedem Besuch lässt sich eine neue Figur finden, die genauer beobachtet werden kann. Zudem ist es auf seltsame Weise optisch befriedigend, dass die weissen Unterhosen und Badeanzüge einiger Menschen nahtlos ins Weiss des Hintergrunds übergehen.