Top 5
Durch Luzern zu laufen, kann ganz schön anstrengend sein. Besonders, wenn Strassenüberquerungen dazwischenkommen. Martin Erdmann hat die schlimmsten unter ihnen aufgelistet.
Martin Erdmann — 05/25/22, 04:10 PM
Helfen, um nicht überfahren zu werden: Fussgängerstreifen.
Das Schlimme an Kleinstädten: Alles liegt in Gehdistanz. Deshalb kann es in Luzern durchaus vorkommen, dass man mal zu Fuss unterwegs ist. Wenn es blöd kommt, muss dabei auch noch die Strasse überquert werden. Fünf unangenehme Beispiele.
Immer komische Vögel am Start: Schwanenplatz.
Der Fussgängerstreifen beim Schwanenplatz ist bester Nährboden für Zusammenrottungen des Schauderns. Steht die Ampel auf Rot, versammeln sich an den Trottoirkanten die schlimmsten Auswüchse, die Luzerns touristisches Epizentrum hervorzubringen vermag. Der leichenblasse Engländer, in dessen Mundwinkeln immer noch matschige Reste Fish und Chips kleben, die er sich zuvor im Mr. Pickwick Pub ins Gesicht geklatscht hat. Die neureiche Osteuropäerin, deren Sonnenbrillengläser die Grösse von handelsüblichen Nachttischflächen messen. Ihr neureicher Freund, der im Windschatten des hochgeklappten Kragens seines Camp-David-Poloshirts ununterbrochen Marlboro Gold qualmt. Die Männer-Wandergruppe aus dem Wallis, deren Fondant-Fahne auch bei starkem Gegenwind bis auf die andere Strassenseite zu riechen ist. Schaltet die Ampel auf Grün, vermischt sich dieses Konglomerat der Schattenseiten des kulturellen Zusammenlebens zu einer dichten Menschenmasse, die bloss mit purem Überlebenswillen durchbrochen werden kann.
Gottes Ort der Züchtigung: Pilatusplatz.
Dieser Fussgängerstreifen ist eine entwürdigende Bürde des alltäglichen Lebens. Besonders für Personen, die aus dem Säliquartier in Richtung Bahnhof unterwegs sind. Für sie springt die Ampel immer rund zehn Sekunden später auf Grün, als für die Leute, die aus der Gegenrichtung kommen. Ein Phänomen, das dermassen unerklärlich ist, dass es sich dabei nur um eine Strafe Gottes handeln kann. Die Bevölkerung des Säliquartiers pflegt vermutlich einen solch frevlerischen Lebensstil, dass der liebe Gott ihr jeweils eine kurze Bedenkzeit aufbrummt, um sich mit den begangenen Sünden auseinanderzusetzen.
Da gibts Fussgängerstreifen für Dumme: Bergstrasse.
Grundsätzlich liegt es für den mündigen Menschen durchaus im Bereich des Möglichen, ohne Hilfe von gestreiftem Asphalt die Strasse zu überqueren. Deshalb sind manche Fussgängerstreifen als verkehrsamtliche Verhöhnung des menschlichen Denkvermögens zu verstehen. Beispiele dazu sind in der Bergstrasse zu finden. Ein übersichtliches Gebiet, in der noble Automobile durch die verkehrsberuhigte Strasse schleichen, um in der Nachbarschaft den glanzvollen Gesellschaftsstatus zur Schau zu stellen. Wer sich in dieser Strasse überfahren lässt, sollte das Recht auf Leben prinzipiell abgesprochen bekommen.
Unser aller Grab: Bundesplatz.
Eine völlig gegenteilige Situation herrscht am Bundesplatz. Hier ist nicht Frage, ob, sondern wann man überfahren wird. Deshalb sollte dieser Ort nur mit grossem Bedacht frequentiert werden. Bei jeder Strassenüberquerung muss abgewogen werden, wofür man bereit ist, sein Leben zu lassen. Lohnt es sich wirklich, die eigene Existenz aufs Spiel zu setzen, um im Saal 5 des Kino Capitols «Dog – Das Glück hat vier Pfoten» schauen zu gehen? Ist einem das irdische Dasein tatsächlich so wenig wert, um es für «Flashback – The 90s & More» in der Schüür zu riskieren?
Ein Leben in der Warteschleife: Löwenstrasse.
Wer die Strasse beim Rebstock überqueren will, sollte zunächst die Agenda freischaufeln. Denn hier ist Geduld gefragt. Die Warterei dauert so lange, dass man unweigerlich damit beginnt, sich mit den dunklen Seiten des eigenen Ichs zu beschäftigen. Auf was wartet man eigentlich? Wann beginnt endlich das Leben, so wie man es sich vorgestellt hat? Was ist aus all den Erwartungen, Träumen und Hoffnungen geworden, die einst so stark im Herzen gelodert haben? Die Ampel schaltet auf Grün und man schleppt sich als gebrochener Mensch über die Strasse.
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