Top 5
Er ist das Disneyland des öffentlichen Verkehrs: Am beliebten Zentralschweizer Verkehrsknotenpunkt gibt es immer etwas zu erleben. Diese Sehenswürdigkeiten dürfen Sie nicht verpassen.
Martin Erdmann — 07/06/22, 04:49 PM
Mehr als bloss Züge: Der Bahnhof Luzern.
Der Bahnhof Luzern ist eine paradoxe Angelegenheit. Es ist ein Ort des permanenten Ankommens und Verabschiedens. Alle Beteiligten sind tendenziell etwas spät dran und dennoch gibt es reichlich Einkaufsmöglichkeiten, um beispielsweise ein Kaftankleid aus Satin oder einen Föhn mit integrierter Ionen-Funktion zu erstehen. Hier trifft die grosse, weite Welt auf provinzielle Kleinbürgerlichkeit, woraus ein Biotop der Absonderlichkeiten entsteht. Die fünf spannendsten Auswüchse.
Inoffizielles Clubhaus der Kantonspolizei: Perron B.
Es ist der Perron der zelebrierten Nächstenliebe. Er macht eindrücklich klar, dass es in Luzern für alle einen Platz am wärmenden Ofen in der Mitte der Gesellschaft gibt. Das mag Auswärtige überraschen. Schliesslich klebt der Stadt das unerhörte Vorurteil an, sie würde sich primär um das Wohl des umsatzstarken Unternehmertums kümmern. Am Perron B wird ein anderes Bild gezeigt. Hier werden auch Menschen umsorgt, die nicht an der Spitze eines erfolgreichen Bauunternehmens stehen. Wer hier auf einer Bank verweilt, kann sich einer Eins-zu-eins-Behandlung mit liebevoller Körpernähe durch gut gebaute Entsandte des kantonalen Polizeikorps sicher sein. Der lange Arm des Gesetzes hilft fürsorglich bei der Suche nach verloren geglaubten Gegenständen und offeriert gelegentliche Rundfahrten im Kastenwagen. Eine Szenerie, die beinahe kitschiger ist als der Blick über das Luzerner Seebecken.
Komplizierter als Velofahren: Rolltreppe.
Das Luzerner Schulsystem sieht es vor, die Kinder dieser Stadt einer Veloprüfung zu unterziehen. Ein ähnliches Konzept ist für die selbstständige Benutzung von Rolltreppen nicht vorgesehen. Weil diese Wissenslücke nun schon seit Jahrzehnten wie eine offene Wunde im hiesigen Bildungswesen klafft, ist die Luzerner Bevölkerung sehr schlecht im Rolltreppenfahren. Das hat wiederum einen Vorteil für Menschen, die an akutem Fernweh leiden. Nichts erinnert dermassen stark an eine Strassenkreuzung in Hanoi zur Rushhour wie eine Luzerner Rolltreppe um 17 Uhr.
Völkerverständigung für Alkoholliebhabende: Drinks of the World.
Der kleine Eckladen ist Luzerns flüssiges Tor zur Welt. Hier werden dem Schutzalter entwachsene Jungmenschen an die alkoholischen Weiten der globalisierten Gesellschaft herangeführt. Der S9 aus Eschenbach entstiegene Stammkundschaft belagert die Kühlregale und diskutiert lautstark, ob man den Abend in der Ufschötti mit kostengünstigem Lokalgebräu verbringt oder ob die engen Bahnen des eigenen Lebens durchbrochen werden sollen, indem für einen kleinen Aufpreis ein deutsches Dosengut oder gar Brauerzeugnis aus Übersee gekauft wird. Das alles geschieht unter dem wachsamen Auge des handverlesenen Personals. Die Anstellungsanforderungen sind strikt. Wer im Drinks of the World arbeiten will, muss nach abgebrochener Berufslehre mindestens sechs Monate einen australischen Küstenort besucht haben, um einen Tauchkurs zu absolvieren, dabei aber die meiste Zeit in starken Marihuanakonsum investiert haben, mit dem Ziel näher zu sich selbst zu finden.
Eines Tages müssen wir alle dahin: Bahnhofs-Coop.
Der Vorteil der Lohnarbeit ist, dass sie unweigerlich Geld aufs Konto spült. Leider landet ein beachtlicher Teil davon zwangsläufig in den Kassen des Bahnhof-Coops. Das hat zwei Gründe. Erstens: In der Stadt Luzern ist gefühlt jeder zweite Tag ein katholisch verschriebener Feiertag, an dem nur der Gang zum Bahnhof bleibt, um nicht dem Hungertod zu erliegen. Zweitens: Die Vergesslichkeit ist eine der grössten menschlichen Schwächen. Wem erst nach 19 Uhr wieder in den Sinn kommt, dass für die Pappardelle al gorgonzola zwingend auch noch etwas Muskat benötigt wird, kommt nicht umhin, Privatkapital in die Coop-Kassen zu schütten.
Der Teufel in Rosa: Confiserie Bachmann.
Der menschliche Körper ist ein wehleidiges Konstrukt. Wird ihm nicht mehrmals täglich Nahrung zugeführt, nimmt seine Leistungsfähigkeit stark ab. Dieser Umstand wird von der Confiserie Bachmann gnadenlos ausgenutzt. Im Wissen über diese Notlage verkauft er der leidenden Menschheit fade Sandwiches zu gepfefferten Preisen. Auf dem Rücken der Angst vor dem körperlichen Kollaps hat die skrupellose Traditionsbäckerei längst ein Netzwerk des Bösen aufgezogen, das weit über die dunklen Hallen des Bahnhofs hinausragt.
Jeden Donnerstag stellen Menschen aus dem Kultz-Team ihre persönliche Top 5 zu selbst gewählten Kategorien vor. Welche Top 5 sollen wir als Nächstes zusammenstellen? Schick deine Ideen an [email protected]. Was bisher geschah: Die fünf fiesesten Tiere im Tierpark Goldau Die fünf schlimmsten Wochentage Die fünf bequemsten Massnahmen gegen den Klimawandel Die fünf gefährlichsten Erfindungen Die fünf nervigsten Dinge in Luzern Die fünf geilsten Reality-Love-Formate Die fünf besten VBL-Verbindungen Die fünf unbeliebtesten Hunderassen Die fünf unbekanntesten Zitate der Weltgeschichte Die fünf besten Luzerner Gemeindewappen Die fünf untötbarsten Zimmerpflanzen Die fünf mühsamsten Fussgängerstreifen Luzerns Die fünf schlimmsten Dinge am Sommer Die fünf neuesten deutschen Wörter |