Top 5
In dieser neuen Donnerstags-Reihe stellen Kultz-Mitarbeitende ihre Top 5 zu selbst gewählten Kategorien vor. Redaktionsleiter Martin Erdmann beginnt animalisch.
Martin Erdmann — 03/03/22, 08:44 AM
Ein übler Halunke: Der Bartgeier. (Fotos: zvg)
Der Tierpark Goldau ist eigentlich mein persönlicher Kraftort. Da gibt es Bären, Füchse, einen Dachs und noch viel mehr vorzügliche Tiere. Der Park hat aber auch seine dunklen Seiten. In manchen Gehegen hausen animalische Gattungen, die am besten sofort von der Artenliste existierender Tiere gestrichen werden sollten. In ihnen schlummert Böses. Die fünf schlimmsten Exemplare.
Ernährt sich nur von Erdnussflips und Cherry Cola: Der Wisent.
Glasiger Blick, verfilzter Kinnbart, siffiges Gehege, lethargische Lebenseinstellung: Der Wisent repräsentiert den spätpubertären Kiffer-Lifestyle. Nach Einbruch der Dunkelheit spielt er in seinem Stall im Scheine seiner Lavalampe stundenlang Didgeridoo und raubt damit den restlichen Tierpark-Bewohner*innen den Schlaf. Der Wisent ist nicht von Grund auf böse, merkt aber nicht, dass sein gammliger Egoismus die Herzen all seiner animalischen Freunde bricht, die ihn lieben und sich um ihn sorgen.
Hat die Weltwoche abonniert: Der Bartgeier.
Diese stechenden Augen. Dieser herrische Blick. Weil seine schwarze Seele nicht in der Lage ist, Freude zu spüren, sieht er mit verächtlicher Miene auf die moderne Welt hinunter. Der Bartgeier gendert nicht. Der Bartgeier leugnet den Klimawandel. Der Bartgeier ist ungeimpft. Der Bartgeier versteht Putin. Der Hauptgrund, wieso er vom Aussterben bedroht ist, ist sein eigener Hass auf das Leben.
Hasst dich für deine Schuhe: Das Appenzeller Spitzhaubenhuhn.
Das Appenzeller Spitzhaubenhuhn ist eine extravagante Laune der Evolution. Anstatt eines artgerechten Federkostüms, wie man es aus Legebatterien kennt, trägt die Appenzeller Abwandlung ein schrilles Etwas, mit dem es auch über den Catwalk der Mailänder Fashion Week schreiten könnte. Von ihrem Äusseren völlig eingenommen, stolziert das arrogante Spitzhaubenhuhn durch den Park und macht sich über das Aussehen der anderen Bewohner*innen lustig. Selbst vor Bodyshaming macht es nicht Halt. Die Zahl der Tiere, die das Spitzhaubenhuhn bereits in den Suizid getrieben hat, wird von der Tierparkleitung nicht kommuniziert.
Schläft am liebsten zum Geräusch von schreienden Kinder ein: Gelbbauchunke.
Sieht so ein Lebewesen aus, das von Gott geliebt wird? Keinesfalls! Die Gelbbauchunke hat einen Platz in der Hölle auf sicher. Zoolog*innen sind sich einig, dass jede ihrer Warzen für ein abscheuliches Verbrechen gegen die Menschheit steht. Sie wird verdächtigt, die Atombombe über Hiroshima abgeworfen zu haben. In Sicherheitskreisen gilt sie als die wahre Drahtzieherin hinter 9/11. Gemäss gut unterrichteten Quellen hat sie das Stand-Up-Paddling erfunden.
Satans Vertreterin auf Erden: Die Tafelente.
Die Augen sind bekanntlich das Fenster zur Seele. Deshalb besteht kein Zweifel, dass die Tafelente das pure Böse in sich trägt. Dieses tiefe Rot ihrer Sehorgane steht für die unermessliche Blutrünstigkeit, die in jeder Faser ihres hasserfüllten Körpers steckt. Neuen Untersuchungen zufolge könnte die rötliche Färbung ihrer Augen aber auch im Zusammenhang mit gelegentlichen Besuchen im Wisentgehege stehen. Trifft das zu, geht von diesem Tier keine Gefahr aus.
Top 5 Jeden Donnerstag stellen Menschen aus dem Kultz-Team ihre persönliche Top 5 zu selbst gewählten Kategorien vor. Welche Top 5 sollen wir als Nächstes zusammenstellen? Schick deine Ideen an [email protected]. |