Top 5
Innovation muss nicht immer Fortschritt bedeuten. Corinne Huwyler nennt hier ihre Top 5 der Dinge, die man nie hätte erfinden sollen.
Corinne Huwyler — 03/23/22, 10:56 AM
Ursprünglich eine Massenvernichtungswaffe: Käse. (Fotos: Unsplash, zvg)
Es gibt tolle Erfindungen wie die Bettflasche oder die Sonnencrème. Leider entwickeln Menschen aber auch immer wieder gefährliche Dinge, zu denen es besser nie gekommen wäre.
Nur für Fakire und Masochisten: Akupressur-Massageteppich.
Auf Legos zu treten ist schlimm, aber haben Sie sich schon einmal mit nackten Füssen auf einen solchen Teppich gestellt? Da drückt es einem alle Eingeweide die Kehle hoch. Das Gefährlichste am Teppich ist aber nicht der Moment des Draufstehens selbst, sondern die Gewohnheit, die daraus entsteht. Wenn es einem Menschen nichts mehr ausmacht, sich durch einen solchen Teppich regelmässig selbst Schmerzen zuzufügen, dauert es nicht mehr lange, bis er sich in die nächste toxische Beziehung stürzt. Weil er denkt, diese Art von Leiden gehöre zum Leben.
Ein notorischer Nichtsnutz: Der Buchstabe N.
Von den Noten in der Schule über das Nikotin nach der Schule bis zum Nachbarschaftsstreit im Erwachsenenleben. Dinge, die mit N beginnen, sind gefährlich. Kommt hinzu, dass der N oftmals mit dem M verwechselt wird und so wertvolle Zeit verloren geht. Das Staatssekretariat für Wirtschaft geht davon aus, dass mit der Abschaffung des Ns Einsparungen von 320 Milliarden Franken jährlich möglich wären. Weg damit!
Hat alles im Griff: Türklinke.
Der schweizerische Ausdruck Tür-Falle beschreibt das gefährliche Phänomen treffender als die deutsche Variante. Kinder, die sich über ihre ersten selbstständigen Schritte freuen, werden durch Türfallen sofort darauf hingewiesen, dass das Leben auch im aufrechten Gang schmerzvoll ist. Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit abgebrochener Schulkarrieren und der Anzahl Türfallen in einem Haushalt. Und spätestens seit Corona sollte allen klar sein, dass die Türklinke als Schnudderschleuder abgeschafft gehört.
Terrorist mit Tradition: Käse.
Menschen, die der physischen Qual des Käsegestanks zu lange ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Gewaltpotential. Doch Käse hat in der Schweiz eine lange Tradition. 1382 gelang einem Leibeigenen des habsburgischen Ritters Maximilian dem Senkrechten erstmals die Herstellung der stinkigen, weissgelben Masse. Sie sollte fortan als Waffe gegen die Eidgenossen eingesetzt werden. Siegessicher ritten die Habsburger 1386 gen Sempach, doch die Erzfeinde liessen sich von der inzwischen eingetrockneten Masse nicht ablenken, assen sie auf und gewannen bekannterweise die Schlacht. Traditionsbewusstsein in Ehren, aber mehr als ein halbes Jahrtausend später wäre es an der Zeit, den Käse ins Museum zu stellen. Zum Schutz der Gesellschaft.
Spaltet die Gesellschaft: Twint.
Twint beginnt mit T wie Teufel oder Tafelente (das fieseste Tier im Tierpark Goldau). Die Gefahr der Bezahlapp besteht darin, dass sie alle Menschen betrifft: Ihre Benutzer*innen, weil sie so bequem werden, dass sie sich ohne App nicht mehr den eigenen Hintern abwischen können. Auf der anderen Seite aber auch die Nichtbenutzenden, weil der Twint-Druck zu einer gefährlichen gesellschaftlichen Spaltung zwischen Twintbefürwortern und Twintgegnerinnen führt. In Telegramgruppen hetzen sie gegeneinander und versehen ihre Facebook-Profilbilder mit Stickern wie «Ich habe Twint!» oder «Natürlich ungetwintet!». Umliegende Staaten führen bereits eine Twintpflicht ein; die Schweiz hofft, dass sich das Problem von alleine löst.
Top 5 Jeden Donnerstag stellen Menschen aus dem Kultz-Team ihre persönliche Top 5 zu selbst gewählten Kategorien vor. Welche Top 5 sollen wir als Nächstes zusammenstellen? Schick deine Ideen an [email protected]. Was bisher geschah: Die fünf fiesesten Tiere im Tierpark Goldau |