Top 5
Die Welt befindet sich im Wandel – auch Luzern. Und doch gibt es Gegenden, die quasi stehen geblieben sind. Ronnie Zumbühl hat seine fünf liebsten Nostalgie-Orte aufgelistet.
Ronnie Zumbühl — 09/14/22, 11:21 AM
Ort der Kindheit: das Naturmuseum Luzern.
Der Mensch ist ein ungeduldiges Wesen. Statt einfach auf den Weltuntergang zu warten, muss er ständig irgendwas werkeln, abreissen, aufreissen und wieder zuschütten. Dennoch gibt es Orte, die scheinen sich nie oder nur marginal zu verändern:
Schnitzelbrot-Kompetenzzentrum: die Twiny Station.
Während meiner Kindheit war es in meiner Familie ziemlich verpönt, in einem Fastfood-Restaurant zu essen. Schnitzelbrot ging hingegen immer – und ich habe es geliebt. In der Twiny Station in der Luzerner Altstadt fühlte ich mich deshalb immer heimisch, wenn ich mein Nidwalder Kaff wieder mal verliess. Bis heute scheint dieser Imbiss an Popularität nichts eingebüsst zu haben – wohl eher das Gegenteil ist der Fall.
Hier gibts einen Kiosk, Minigolf und Glaces: Lido Minigolf.
Die Minigolf-Anlage ist ein verrückter Ort, geformt durch Zeit und eigenwillige Menschen. Sie ist eine Mischung aus Villa Kunterbunt, Europapark und Kliemannsland. Wer diesen Ort betritt, fühlt sich wie sechs Jahre alt. Ausser 6-Jährige: die fühlen sich wie null oder einfach sehr deplaciert. Denn neben der sauber gepflegten und eigentlich sehr modern wirkenden Minigolf-Anlage gibt es einiges, das aus der Zeit gefallenen scheint. Da ist zum Beispiel eine riesige Pin-Sammlung. Oder Fotos, die auf wilde Nächte in den 90ern hindeuten. Der «Patron» stiefelt irgendwo herum und begrüsst dich freundlich, wenn du seinen Weg kreuzt. In einem Vogelkäfig gibt es Papageien mit denen man einerseits Erbarmen hat, weil sie nicht so aussehen, als würden sie ihr Leben selbstbestimmt leben. Andererseits will man sich diesen Retro-Moment nicht kaputt machen.
You'll Never Walk Alone: im Spiegellabyrinth.
Ich war circa acht Jahre alt, als ich das Spiegellabyrinth im Gletschergarten in Luzern gehackt habe, indem ich eine Servicetür vorfand und hinter ihr verschwand. Leider war sie von innen nicht mehr zu öffnen und meine Familie musste Hilfe organisieren. Die «verwirrende Begegnung mit sich selbst» – so wird das Spektakel auf der Website beworben – war nicht zu viel versprochen. Der Saal wurde 1896 für die Schweizerische Landesausstellung gebaut und befindet sich seit 1899 im Gletschergarten. Ich war kürzlich wieder dort und hatte eine ganze Schulklasse im Rücken, was in mir wohl etwa die gleichen Gefühle ausgelöst hat wie damals hinter der Tür.
Alles beim Alten auf der Langensand-Brache.
Viel passiert hier nicht: auf der Brache bei der Langensandbrücke. Die Steinchen, sie sind immer noch die gleichen. Vor langer Zeit lagen mal Autos auf ihnen. Immer wieder wird auf sie gepisst. Neophyten schlängeln sich an ihnen vorbei an die frische Luft. Ab und an fallen neuerdings Pétanque-Kugeln auf sie – sonst ist hier alles beim Alten.
Mein liebstes Ausstellungsstück: Der Film REISE DURCH RAUM UND ZEIT.
Auch wenn «Eroberung der Nacht», die neue Sonderausstellung des Naturmusems Luzern, sehr spannend war und ich nicht wusste, dass europäische Aale nur einmal im Leben Sex haben, und wenn die Menschen ihre Lichtverschmutzung weiter verstärken bald gar nicht mehr, war ich wegen etwas anderm da: der Dauerausstellung. Dort ist alles noch so, oder sagen wir fast alles, wie ich es vor 18 Jahren hinterlassen habe. Mein Lieblingspart: Der Kurzfilm über die Entstehung der Erde «REISE DURCH RAUM UND ZEIT» mit hochkäritigem audiovisuellem Design. Von mir aus darf das Naturmuseum mit dem Historischen Museum fusioniert werden, egal, geht es nach mir dürfen sogar noch das Hans-Erni-Museum und das Verkehrshaus integiert werden. Einzige Bedingung: Dieser Film muss bleiben!