Top 5
Bekanntlich sind Eselsbrücken wie Ohrenwürmer: Erst in voller Pracht in den Gehirnwindungen angekommen, sind sie nicht mehr loszukriegen. Diese fünf Beispiele sind besonders schwer zu vergessen.
Alice Reinhard — 04/25/23, 02:09 PM
Prägt unsere Sprache wie kein anderes Tier: Esel.
Esel gelten als störrische Gesellen. Scheinbar wollen die wasserscheuen Lasttiere keine Bäche durchwaten, da sie wegen der spiegelnden Oberfläche nicht erkennen, wie tief das Gewässer ist. Um trotzdem in nützlicher Frist von A nach B zu kommen, baute man den schwer arbeitenden Vierbeinern kleine Brücken: Sogenannte Eselsbrücken. Nützlich sind Eselsbrücken auch, um sich Dinge besser merken zu können. Hier unsere Top 5.
Im Kopf keine Symphonien, sondern Esel und Fische: Teilnehmerin von Musikunterricht.
An Schweizer Musikschulen werden knapp 300‘000 Schülerinnen und Schüler von rund 12‘000 Musiklehrpersonen unterrichtet. Um den Lernwillen und die Erinnerungsfähigkeit der jungen Musiker:innen anzutreiben, wird tief in die Trickkiste gegriffen und zum Erlernen der Dur-Tonleiter diese Eselsbrücke konstruiert. Wer also eine erfolglose Blockflöten-Karriere bereits hinter sich hat, kann sich möglicherweise trotzdem noch recht gut an diesen Merkspruch erinnern. Wie der mit Hufen ausgestattete Esel den glitschigen Fisch fängt, ist allerdings nicht überliefert.
Auch die Luzerner Polizei liebt die Museggtürme, um über die Stadt zu wachen.
Nölli, Männli, Lueg is Land, Be Wach mer Zyt, Be Schirm mer s‘Pulver Ond em Allewende s’Dächli: All jene, die im Kanton Luzern die Primarschule besucht haben, dürften bei dieser Eselsbrücke aufhorchen. Obwohl wir an dieser Stelle einmal behauptet haben, dass sich das Museggmauersprüchli niemand merken könne, hält es sich hartnäckig und standhaft. Sobald man mit dem Fahrrad die Passage unter dem Nölliturm passiert, beginnt der Spuk und hallt schlimmstenfalls stundenlang im Kopf nach. Beim Nachgoogeln dieser Eselsbrücke via Luzern Tourismus ist mir allerdings aufgefallen, dass ich den Spruch als Kind wohl nicht richtig verstanden und jahrelang falsch zitiert habe.
Würden nämlich niemals mit h schreiben: Gebrainwashte Schulklasse.
Diese Eselsbrücke formuliert auf perfide Weise einen Vorwurf: In der Schule den Fensterplatz erwischt? Kein Gehör für die Feinheiten der deutschen Rechtschreibung? Die mahnende Stimme der Lehrperson ist hier besonders deutlich zu hören, verbunden mit der Unterstellung, dass dieses eine Wort über Erfolg oder Misserfolg der schulischen Laufbahn entscheidet. Dank dem Word Korrekturmodus und ChatGPT besteht die Hoffnung, dass diese Eselsbrücke langsam in Vergessenheit gerät.
Wissenschaftliches Meisterwerk: Ein Kalender mit einer Gesamtdauer von zweieinhalb Jahren.
Der gregorianische Kalender, nach dem sich viele Bewohner:innen unserer Hemisphäre richten, entstand gegen Ende des 16. Jahrhunderts und bescherte uns 365 Tage im Jahr, unregelmässig aufgeteilt auf 12 Monate. Dieses Meisterwerk an Wissenschaft, das des Öfteren reformiert und korrigiert wurde, ist anscheinend mit simplem Einsatz des eigenen Körpers zu verstehen. Wer Bescheid wissen will über die Anzahl der Tage pro Monat, der muss einfach die eigenen Fäuste zu Rate ziehen und die Monate von links nach rechts über die Handknöchel abzählen.
Auf diese Eselbsbrücke haben sich schon etliche Pfadfinder:innen verlassen.
Wer schon einmal bestimmen sollte, in welcher Himmelsrichtung die Sonne aufgeht, den Orientierungslauf zu seinem Freizeitvergnügen zählt oder auf hoher See ein Schiff navigieren muss, weiss: Diese Eselsbrücke verdient den ersten Platz. Sie klingt wie der Slogan eines Shampoo-Herstellers und hat bereits Generationen von Pfadfinder:innen den Tag gerettet. Leise vor sich hingemurmelt und in Kombination mit einer leichten Kopfbewegung in die jeweilige Himmelsrichtung steht der erfolgreichen Orientierung nichts mehr im Weg.