Top 5
Weil Autos mit Kennzeichen NW, OW und SZ in der Stadt immer bedrohlicher werden, sind Gegenmassnahmen gefragt. Kosmetik reicht nicht mehr – vor allem an diesen fünf Orten in der Stadt Luzern.
Jonas Wydler — 10/19/22, 10:01 AM
Die fahrenden Strassenpanzer werden immer grösser und dicker, darum sind deren Fahrer:innen zunehmend frustriert und gestresst in der Stadt. Sie verstopfen sich gegenseitig den knappen Platz und werden dann hässig auf die Velofahrer:innen und den ÖV, denen sie eigentlich danken müssten, weil diese wiederum Platz sparen. Item.
Gegen die wachsende Menge Blech hat das kümmerliche Fleisch von Fussgängerinnen und Velofahrern leider kaum Chancen. Darum sind Massnahmen gefragt. An diesen fünf Brennpunkten in der Stadt Luzern sind sie dringend nötig.
Eigentlich gar kein Platz: Kasernenplatz.
Was will man anderes erwarten von einem Ort, an dem sich eine Autobahn in die Innenstadt entleert? Vielleicht müsste man als erstes den «Platz» aus dem Namen streichen, bis man da etwas Anständiges hinbekommt. Die Kasernen-Verkehrshölle und deren Verlängerung via Hirschengraben und Pilatusplatz macht leider einen ganzen Stadtteil zur unattraktiven Lage. Mir tun da die Anwohnenden und Strassenquerenden sehr leid. Als Velofahrer umfahre ich das Problem bequem via Bruchstrasse.
Parken wie in Palermo: Winkelriedstrasse.
Es ist noch nicht so lange her, als sämtliche Strassen in der Neustadt umgestaltet wurden – ganz klar zu deren optischem Vorteil. Die Bäumchen sind zwar immer noch kümmerlich klein, aber immerhin hat die Stadt viel guten Willen gezeigt. Zum Beispiel darf ich mit dem Velo die Winkelriedstrasse in beide Richtungen befahren. Und das wird am Morgen zur Gefahrenzone, wenn ich auf meinem Fahrstreifen beharre. Weil die Autos im Stile von Palermo gern in zwei Reihen parkieren, weichen all die anrückenden Vehikel auf den Velostreifen aus. Besonders interessant wird es, wenn ein Reisecar frontal auf das Velo zufährt …
Autobahn für E-Bike-Fahrer: Xylophonweg.
Im Herbst geht’s wieder einigermassen, aber im Sommer wird der Xylophonweg entlang der Reuss Richtung Emmen zum Spiessrutenlauf. Den engen Platz teilen sich Velofahrerinnen und Fussgänger. Das ging lange gut, bis die E-Bike-Fahrer kamen – so etwas wie die SUVs des Langsamverkehrs. Visier und Leuchtkleidung verleihen ihnen ein Gefühl von Überlegenheit, ihre Lenker so breit wie die Fahrspur machen ein Ausweichen unmöglich und ihre Gänge wechseln sie unter voller Last so krachend, als ob sie beweisen müssten, dass sie zuvor noch nie Velo gefahren sind. Worauf ich hinauswill: Sie gehören leider auf die Strasse. Und die E-Trottinette gleich mit …
Geht auf den Sack: Velosäcke.
So heissen lustigerweise die Zonen vor Ampeln. In Luzern gibt’s immer mehr davon, so dass Velos sich gemütlich vor den ungeduldig wartenden Autos postieren können. Mit dem Ziel, dass Velos bei Grün vor den Autos losfahren können und nicht abgedrängt werden. Das ist theoretisch eine gute Idee, wenn Autofahrer:innen einen minimalen Respekt vor den langsameren Strassenteilnehmer:innen hätten. In der Realität ist das leider nicht sehr oft der Fall. Beispiel Geissmattbrücke: Nach dem Velosack wird es so eng, dass Autos hupen und genervt via rechte Spur überholen. Kosmetik ändert leider an den engen Verhältnissen nichts.
Bietet viel Raum zur Neugestaltung: Bundesstrasse.
Eine Strasse mit so einem magistralen Namen hat Besseres verdient. Rundherum stehen Wohnquartiere mit vielen Kindern. Der Strasse entlang gibt’s gute Cafés, Restaurants und Läden – aber leider wird die Querung der Schneise zur Glückssache. Besonders am Morgen, wenn die motorisierten Pendler aus den umliegenden Kantonen einfallen und offensichtlich wenig Lust auf Bremsmanöver zeigen. Um es noch spannender zu machen, wird die Sicht auf die Fussgängerstreifen durch dauernd belegte Längsparkplätze erfolgreich verdeckt. Was braucht’s? Tempo 30 und weniger Parkplätze per sofort. Und dann eine mittelfristige Neugestaltung – merci.