Top 5
Bald ist der INTERNATIONAL CAPS LOCK DAY. Um die ganze Computertastatur zu würdigen, hat Nina Laky ihre Lieblings-Tasten zusammengestellt.
Nina Laky — 09/21/22, 04:21 PM
Wie eine Schreibmaschine, auf der man Serien schauen kann: Laptop. (Fotos: Unsplash)
Gewissermassen ist der INTERNATIONAL CAPS LOCK DAY schon vorbei. Die Fans der Feststelltaste feiern ihn am 28. Juni. Denn dann verstarb Derek Arnold, der Gründer dieses glorreichen Tages. Er schuf den Feiertag im Jahr 2000 in den USA als Witz, um auf die Zweideutigkeit gross geschriebener Sätze hinzuweisen. Er sprach in diesem Kontext von einer «small-mindedness of certain Western individuals». ALSO WER ALLES GROSS SCHREIBT, IST EIN BISSCHEN DUMM.
Wer den Feiertag der Grossbuchstaben verpasst hat, erhält im Oktober jedoch eine zweite Chance. Denn der ursprüngliche Caps Lock Day wurde von seinem Erfinder auf den 22. Oktober festgelegt. Diese Taste in Ehren, aber es ist nicht die einzige, die gleich zwei (!) Feiertage im Jahr verdient hat. Was für Kontroversen bringen andere Tasten mit sich? Was für Schönheiten liegen täglich verborgen unter unseren Fingerspitzen?
Niemand weiss so genau, für was sie da sind: F1 bis F12.
Die Funktionstasten F1-12 bilden auf der Tastatur ein Dutzend, eine kleine Gruppe fleissiger Bienen, allzeitbereit, eine verlässliche Konstante. Ich finde sie schön anzuschauen, aber brauche sie eigentlich nie. Es gibt einfach eine gewisse Sicherheit im Umgang mit dem Computer, wenn sie so schön brav oben in einer Reihe stehen. Bitte nicht mich fragen, welche für was zu gebrauchen ist.
Weil der Mensch zu Fehlern neigt: Löschtaste.
Krisen am Bildschirm gibt es viele, in dramatischen Fällen muss zur Löschtaste gegriffen oder rigoros drauf eingehauen werden. Von rechts nach links ist dieses Löschverfahren jedoch ein bisschen eintönig. Wer regelmässig und viel löschen muss, ist froh um eine Alternative. Besonders unfähige Schreibende löschen auch gerne mal mit der ENTF-Taste, rückwärts, von links nach rechts und freuen sich über die kreative Abwechslung.
Nur für die Grossen: Caps-Lock-Taste.
OK, ja, sie ist schon nicht schlecht, die Taste, die zwei Feiertage im Jahr für sich propagiert. Man kann mit ihr wunderbar verwirren. Ihre Existenz ist gerade für Deutschsprachige überaus wichtig. Viele fragen sich täglich «gross oder klein?», wenn sie mit Buchstaben in Kontakt kommen. Nichts kann penetrante Rechtschreibfundamentalisten so auf die Palme bringen, wie ein klein geschriebenes nomen oder ein gross Geschriebenes Adjektiv. Das Potential, mit dieser Taste jemanden zu nerven, ist gewaltig und darf nicht unterschätzt werden. Gut, gibt es den INTERNATIONAL CAPS LOCK DAY, um uns auf diese Problematik aufmerksam zu machen.
Wird dein Leben verändern: *-Taste.
Apropos auf die Nerven gehen: Der * feierte in den letzten Jahren seinen Durchbruch. Er befindet sich zwar bei der Taste 3 versteckt, doch wenn man ihn findet und einsetzt, ist für Fun und Eskalation gesorgt. Benutze den * doch einfach mal konsequent in deiner beruflichen und privaten Korrespondenz und schau, was passiert. Wirst du ins Büro der Chefin berufen, weil du die internen Sprachregeln nicht einhältst? Darfst du deiner Grossmutter erklären, dass dieses Zeichen nicht aus Versehen in deinem Mail steht und es dir gut geht? Musst du am Ende auf dein Erbe verzichten? Macht dein Freund Schluss? Oder das Gegenteil: Verliebt sich deine langjährige Flamme doch noch in dich? Keine Taste birgt mit ihrem Gebrauch so viele unterschiedliche Szenarien.
Ein Symbol für ausgezeichnete Denkarbeit: Gedankenstrich.
Oh, mein Gedankenstrich, die beste aller Tasten – dich muss man nicht mal bewusst drücken, du ploppst einfach auf, wenn man unten links auf den Bindestrich tippt und zwischen den Zeichen ein Leerschlag steht. Eigentlich heisst du Halbgeviertstrich, was für ein poetischer Name. Arthur Schopenhauer sagte zu dir, «je mehr Gedankenstriche in einem Buch, desto weniger Gedanken», ein fieser Kommentar aus purer Eifersucht. Du zeugst von Grösse und Intellekt, was ganz klar deinem Nachbarn, dem Bindestrich, fehlt. Dich – Gedankenstrich – kann man eigentlich immer benutzen, du siehst minimalistisch und sauber aus und strahlst nur so von Schreibkompetenz. Wer dich benutzt, braucht nichts zu befürchten – ausser es kommt noch ein * im Satz vor.