Top 5
Menschen hassen sie, trotzdem leben wir strikt nach ihnen: Wochentage. Heinrich Weingartner stellt die verachtenswertesten vor.
Heinrich Weingartner — 03/09/22, 06:00 PM
Ist der Mittwoch der schlimmste aller Wochentage? Finden wir es heraus.
Wenn Menschen auf der Strasse nach der schlimmsten Erfindung aller Zeiten gefragt werden, dann nennen sie in neun von zehn Fällen Massenvernichtungswaffen. Das Handy liegt auf Platz zwei, dicht gefolgt von Daddy Yankee, der Jerusalema-Challenge oder Zahnarztterminen. Aber was sind diese tödlichen Waffen und Foltermethoden schon, wenn sie nicht zeitlich orchestriert auf die Menschheit losgelassen werden können? Wochentage wurden erfunden, um uns das Leben so unerträglich wie möglich zu machen. Hier die fünf schlimmsten:
Schlimm, aber immerhin Teil der Populärkultur: Der Montag.
Garfield hasst ihn. Es ist der Klassiker, das Original der schlimmen Wochentage. Der Montag wird in Memes und Populärkultur immer wieder zum Teufel gewünscht. Es hat schon etwas: E-Mails haben sich innert kürzester Zeit fortgepflanzt wie Feldhasen, die Chefin will um 8.30 Uhr über die Einstellung am Arbeitsplatz reden und im Briefkasten liegt die dritte Mahnung für eine Bestellung, an die man sich nicht erinnern kann. Mondays suck. Aber insgeheim deutet diese kulturelle Verunglimpfung darauf hin, dass wir den Montag gar nicht so schlimm finden.
Selbstverliebt und wichtigtuerisch: Der Mittwoch.
Der Narzisst unter den Wochentagen. Er muss immer im Mittelpunkt stehen und natürlich hat er es in seiner Aufdringlichkeit geschafft, eine Spezialbehandlung zu bekommen. Schaut her, ich bin besser als ihr, ich bin kein Tag, ich bin die Mitte der Woche! Der Mittwoch lacht uns aus, während wir das vergangene und kommende Wochenende herbeisehnen. Aber nichts da: Zwei Tage gekrüppelt und nochmals zwei Tage krüppeln.
Du denkst, du hast das Schlimmste überstanden? Denkste: Hier kommt der Dienstag.
Durch den Montag kommen ist einfach: Wochenende verlängern oder «krank» schreiben lassen. Danach kommt alles gut. Mit dieser Denkweise spielt man dem Dienstag in die Hände, der heimtückisch darauf wartet, dem ahnungslosen Tagelöhner eins auszuwischen. In Griechenland ist nicht der auf einen 13. fallende Freitag ein Unglückstag, sondern der auf einen 13. fallende Dienstag. Und den bankrotten Griech*innen lässt sich, was Unglück anbelangt, eher Glauben schenken als den wohlstandsverwöhnten Schweizer*innen.
Es kommt einer Suche der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen gleich: Sich an einen guten Donnerstag zu erinnern.
Historisch gesehen ist der Donnerstag ein sehr schlechter Tag: Putin hat die Ukraine an einem Donnerstag angegriffen, der Regisseur Christopher Nolan kam an einem Donnerstag zur Welt und auch dieser Text, der von Wochentagen und somit einer sehr schlimmen Erfindung handelt, wird an einem Donnerstag publiziert. Kein Wunder gibt es den «Throwback Thursday»: Es ist der hilflose Versuch, sich an einen anderen Tag zu erinnern als den Donnerstag, den man gerade durchleidet.
Der Sonntag: Ein Tag, den man komplett aus der Agenda verbannen sollte.
Der Wolf im Schafspelz: «Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte.» Wie verantwortungslos. Innert sechs Tagen schuf Gott Dua Lipa, Adolf Hitler und den Black Friday – am Sonntag überlässt er dieses Schlamassel sich selbst. Das ist keine gute Idee: Am universalen Ruhetag kommen Menschen dann auf eigene, vollkommen entwürdigende Ideen wie Foxtrails, Fensterputzen oder Familienfeste.
Top 5 Jeden Donnerstag stellen Menschen aus dem Kultz-Team ihre persönliche Top 5 zu selbst gewählten Kategorien vor. Welche Top 5 sollen wir als Nächstes zusammenstellen? Schick deine Ideen an [email protected]. Was bisher geschah: |