Top 5
Ausgerechnet jene, die gerne für etwas werben, schämen sich oft für dessen Namen. Oder wieso nur weichen sie auf Synonyme aus?
Jonas Wydler — 11/30/22, 03:48 PM
Hat noch einen viel schlimmeren Namen: Luzern. (Fotos: Unsplash)
Es fing wohl irgendwann irgendwo mit einer gewieften Deutschlehrperson an, die ihren Sprösslingen eintrichterte, dass zu einer guten Schreibe der Gebrauch von Synonymen gehört. So sagt man immer weniger – dafür tut man kund, artikuliert oder erzählt.
Auch Journalist:innen und vor allem Beschäftigte im Marketing beweisen ihren breiten Wortschatz gern in Form von Synonymen. Aber bitte nicht mehr mit diesen fünf Zentralschweizer Exemplaren.
Niederlassungsort der Stars: Irgendwo in Obwalden.
Dieses Synonym ist inzwischen leider unbrauchbar geworden, weil nicht mehr eindeutig. Diverse Kantone können damit gemeint sein. Das Rennen um die finanzielle Schonung von Reichen hat sich in der Innerschweiz derart zugespitzt, dass tiefe Steuern heute zum guten Ton gehören. Ob mit oder ohne Synonym, Steuerthemen sind eh stinklangweilig.
Royales Gefelse: Die Rigi.
Da loben wir uns doch die herrlichen Berge, mit denen die Zentralschweiz im Gegensatz zu Steuern gesegnet ist. Abgesehen von den Gassenhauern kennt leider niemand ihre Namen, weil sie alle gleich aussehen. Dieser Berg hier hat allerdings eine Sonderstellung, weil ausnehmend gut platziert und vom See sichtbar, so dass er eine gewisse Bedeutung im Fremdenverkehr erlangte. Also machten ihn die gewieften Touristiker weiblich – und schliesslich zur Königin. Wieso zum Geier die Gemeinde am Fuss dieses Bergs aber nicht Küssnacht an der Rigi heisst, bleibt das Geheimnis der Schwyzer:innen.
Spuck wohl bald Feuer: Pilatus.
Noch so ein Berg, der das Glück einer guten Platzierung hatte. Auch die Form könnte schlimmer geraten sein. Und so bereitet es den Luzerner:innen grosse Freude, den Pilatus ihren Hausberg nennen zu dürfen. Früher konnte man an dessen Hängen noch schlitteln, jetzt immerhin noch wandern und Steinböcke fotografieren. Und wiederum waren es gewieften Vermarkter:innen, die eine Sage erfanden, die irgendetwas mit einem Drachen zu tun hatte. Und nun haben wir den Schlammassel: einen Drachenberg vor der Haustür. Mit lauter Drachenaktivitäten und Drachensouvenirs.
Haben bestimmt nicht die Hellsten erfunden: Leuchtenstadt.
Ich kenne den Grund nicht und möchte ihn auch nicht recherchieren: Wieso nennen gewisse Leute die Stadt Luzern Leuchtenstadt? Luzern leuchtet nicht mehr und nicht weniger als andere Exponate ähnlicher Grösse. Man kann Luzern einfach Luzern nennen. Ein Text wird nicht besser, wenn ich Luzern durch Leuchtenstadt ersetze. Und nein, ich bin an einer etymologischen Herleitung der Leuchtenstadt nicht im Geringsten interessiert.
Zug. Aber das interessiert wirklich niemanden.
Sportjournalist:innen sind besonders anfällig für Synonyme. Mir wurde es ein wenig mulmig zumute, als ich einmal (weiss Gott wieso) eine Berichterstattung über den Zuger Eissportverein las. Statt von Zugern war tatsächlich von Kolinstädtern die Rede. Kolinstädter auf Kufen? Müssten die nicht hoch zu Ross reiten? Kolinstädter im körperbetonten Zweikampf? Und wieso hassen Zuger:innen ihre Stadt dermassen, dass sie auf eine solche Hässlichkeit von Synonym ausweichen? Eine Armada von Fragen tat sich auf. Und jetzt weiss ich halt auch nicht...