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Draussen feiern ist ok. Aber das Mass an Quartier- und Strassenfesten nimmt überhand. An diesen Orten ist das Partypotenzial jedoch noch nicht ausgeschöpft.
Nina Laky — 07/05/23, 02:09 PM
Das Feiern auf Strassen hat lange Tradition, aber langsam nimmt das Rumstehen in Quartierstrassen und Gassen von Altstädten ein fragwürdiges Ausmass an. Die Fixierung auf Strassen ist nicht nur bei Klimaaktivist:innen gross, sondern ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Sie heissen «Bülacher Strassenfest», «Strassenfest Zermatt», «Strassenfest Niedergösgen» oder «Neustadtstrassenfest». Dazu kommen Feiern wie der «Städtli-Sommer-Willisau» oder das «Festivalley» in Hochdorf. War die Strasse doch mal für politische Proteste oder lange Spaziergänge gut, versperren Politiker:innen sie heute mit ihren sozialistischen Wurstständen, kleine Menschen werden in Hüpfburgen und Glitzerateliers gezwungen, das «Städtli-Fäscht-Sorsi» baut eine Bühne auf und präsentiert die Moped Läds. Und Luzern live kommt erst noch.
Strassenfeste, wohin das Auge blickt. Auf welchen Strassen feiert die Schweiz (noch) nicht? eine Auswahl.
Nur mit beschränkter Platzzahl: Fest in der Sepp-Ebinger-Gasse. (Foto: zvg)
Veranstalter:innen können sich schnell an der Grösse ihres Strassenfests übernehmen. Das kann bei Feierlichkeiten in den zwei engsten Gassen Luzerns nicht zur Gefahr werden. Die Sepp-Ebinger-Gasse ist mit ihren 1.54 Meter Breite und einem grosszügigen Balkon prädestiniert für eine Kellerdisco draussen. Auf dem Balkon, so wissen einige noch, zeigten sich schon viele Menschen aus dem Fasnachtskontext «blott». Gute Voraussetzungen für eine «intime» Partynacht auf der Gasse. Ebenfalls für ein Mini-Strassenfest gemütlich: die Fischermarktgasse. Für ein kleines Podest und eine Ein-Frau-Band hätte es sicher schon noch Platz. Bier verkaufen kann man schliesslich auch in Bauchläden. Exklusivität durch Enge wäre zudem ein schönes Festival-Motto, das den (natürlich überteuerten) Vorverkauf zum Laufen brächte.
Steil gehen an der Hochbühlstrasse. (Foto: Google Street View)
Wer eng nicht mag, mag vielleicht sehr steil besser. Wo bereits heute schon jedes Jahr zahlreiche Menschen den «Hilliminator» beiwohnen, könnte es in Zukunft anstatt ein Velo- ein Strassenfest geben. Starke «Wädli» inklusive. Die Hochbühlstrasse in Luzern ist 300 Meter lang, aber man läuft darauf 60 Meter in die Höhe. Alle reden immer von steil gehen, ja hier, macht mal! «Das schrägste Festival der Welt», gibt es sicher schon, wäre aber ein billiger Verkaufsschlager. Dass der Bierstand schräg steht, bildest du dir dort nicht ein. Dein:e Ex ist hier auch wirklich in dich reingelaufen und aufs ToiToi gehen wird noch lustiger als sonst. Das gelbe Rinnsal daraus fliesst schneller in die Stadt als du herunterfallen kannst.
Hier lässt es sich leben, falls es das Einkommen zulässt: Kastanienbaum. (Foto: zvg)
Warum sind Strassenfeste immer dort, wo es eh schon die ganze Zeit laut ist. Im idyllischen Kastanienbaum führt die Seestrasse um eine wunderschöne Kurve. Nach Bier und Urin gestunken hat es dort eher selten. Also warum nicht? Eine Rutschbahn à la Schmiedgasse-Chilbi direkt vom Rebberg ins Wasser wäre die eine Attraktion. Offene Häuser und Führungen durch die Villen die andere. «Open doors and hearts» ein möglicher Claim, der international und für die dortigen Expats verständlich scheint. Die Moped Läds könnten auch hier spielen, aber bitte leise.
Trennt einem vom Strassenfest der Nachbarn: Storen. (Foto: Unsplash)
Was ist schlimmer als ein Strassenfest? Ein Strassenfest vor der eigenen Tür. Natürlich würdest du dann nicht runtergehen und die Nachbarn kennenlernen wollen. Was tun? Für jede Lebenssituation gibt es die passenden Produkte: «Vom richtigen Blickwinkel aus kann das Fest anderer Menschen deinen Tag verschönern, auch wenn du nicht dabei sein kannst. Öffne einfach das Fenster und lass Musik und fröhliche Stimmen in deine Wohnung», meint Ikea und gibt dir passende Einrichtungstipps, wie du deine Nachbarschaft beschatten kannst. Bist du eher Typ «Creep» oder hast du eine Depression, dann kann man natürlich das Strassenfest auch im Pyjama von dem Fenster aus beiwohnen. Wer freut sich nicht drauf.
Tunneblick garantiert: Party an der Axenstrasse. (Foto: Unsplash)
Eine autofreie Schweiz hätte nicht nur positive Effekte auf das Überleben der Menschheit, sondern bringt auch viel Potential für sehr lange Strassenfeste mit sich. Wenn dann mal klar ist, dass wir die nächsten 100 Jahre auch überleben, könnten wir ja eine Party machen. Als erstes würde sich eine Feier auf der Axenstrasse zwischen Brunnen und Flüelen anbieten, sie hat als Konzept Strasse bereits mehrmals versagt und kann künftig gut als Mahnmal und Erinnerungsstrasse dienen. Sie wäre auch nur «einen Steinschlag entfernt!» Momentan sind auf der Axenstrasse schon mal Velos verboten. Wieso nicht gleich Einbahn für alle ausser Festivalbesucher:innen? Einen Day-Rave in den Räumlichkeiten des Fronalpstocks mit Tunnelblick auf den Vierwaldstättersee. «Chunsch au?»
Interessierte Veranstalter:innen dürfen sich gerne bei der Autorin melden, um einen Verein zu gründen und die Feste durchzuführen. Risiko garantiert!