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Sie wurden nicht mit repräsentativen Standorten belohnt: Diese fünf Brunnen in Luzern fristen ein trauriges Schattendasein. Nur manche zu Recht.
Jonas Wydler — 03/01/23, 10:40 AM
Bitte nicht aus diesem Brunnen trinken! (Fotos: Jonas Wydler)
Es kann nicht jeder ein Wagenbachbrunnen sein – stolz, hoch und im Zentrum eines Vorzeigeplatzes. Auch kleine Brunnen sind oft feine Exemplare, überaus praktisch gelegen und spendabel mit kühlem Nass.
Aber dann gibt es eine Reihe ziemlich nutzloser Brunnen, weil: versteckt, optisch abschreckend oder schlicht nicht als solche erkennbar. Wir haben trotzdem fünf Exemplare gefunden.
Ein Opfer der modernen Stadtentwicklung: Der Schützenbrunen.
Hundertmal vorbeigelaufen, hundertmal Mitleid gehabt. Ohne Rücksicht ist um diesen kleinen wehrlosen Brunnen an der Schützenstrasse 1 herumbetoniert und gemauert worden. Mit dem Resultat, dass er eingezwängt in einer Nische einer Seitengasse sinnlos vor sich hinplätschert. Dabei hat der hübsche Schützenbrunnen eine stolze, über 400-jährige Geschichte vorzuweisen. Er stand einst prominent im benachbarten Innenhof, bis er 1889 dem heutigen Von-Moos-Gebäude weichen musste. Ein trauriges Opfer moderner Stadtentwicklung.
Mehr Hundenapf als Brunnen: Der Ruckstuhlbrunnen in der Baselstrasse.
Wurde dieser Brunnen als Hundetränke gebaut? Als Fussbad? Oder wieso nur liegt er so tief? Freudig nimmt man wahr, dass jemand mit einer grossen, handgemalten Tafel «Baselstrasse 56A» dem Niederflurbrunnen ein würdiges Denkmal gesetzt hat! Doch nur scheinbar. In Wirklichkeit will da einer seine Zimmer vermieten. Dem Brunnen scheint es egal. Er nimmt das Treiben an der lauten und bunten Baselstrasse stoisch hin. Aus der Froschperspektive.
Soll schön aussehen, scheitert aber daran: Der Rothausbrunnen.
Der Brunnen mit dem Charme eines Bankomaten. Oder was willst du darstellen, lieber Rothausbrunnen, vielleicht eine Kaffeemaschine? Gebaut, wie könnte es anders sein, wurde der Brunnen an der Klosterstrasse 4 in den 60er-Jahren zusammen mit dem architektonisch ähnlich hochwertigen Hotel. Und nun steht das «würfelartige Gebilde aus fabrigem Beton und einer Bierfässer-Installation» von Künstler Werner Burri tagaus, tagein da. Und niemand weiss warum. Nicht mal Trinkwasser spendet er, es handelt sich um einen Zierbrunnen (sic!).
Der Punk unter Luzerns Wasserquellen: Der Eckbrunnen in der Baselstrasse.
Zwischen Graffiti und wildem Gewächs hängt da einfach ein Brunnen an einer Abbruchwand in diesem bunten Innenhof anfangs Baselstrasse. Er ist da so dermassen fehl am Platz, dass man ihn einfach mögen muss. Auch wenn er laut städtischem Brunnenguide kein Trinkwasser spendet. Aber er steht für einen guten Kontrast im so durchgeputzten Luzern. So wie der ganze Innenhof, die ganze Häuserzeile, die bitte nie abgerissen werden darf (aber irgendwann wohl leider wird).
Ist tatsächlich ein Brunnen: Der Buobenmattbrunnen.
Er liegt an einer der wichtigsten Fussgängerpassagen zwischen Neu- und Altstadt. Tausende Male bin ich durch die Buobenmatt spaziert, und noch nie wäre mir aufgefallen, dass hier ein Brunnen steht. Wer an diesem Unort aber mal bewusst stehen bleibt und die seltsame Szenerie auf sich wirken lässt, stellt fest: Die Kombination aus Wandbild, dem Pomp von zwei Atlanten (Ist das Raubkunst?) und der lustlosten Architektur hat etwas Faszinierendes. Ich werde im Sommer wiederkommen, versprochen!