Top 5
Die Luzerner Zeitung hat es gewagt, die heilige Top-5-Rubrik zu kritisieren. Deshalb haben wir uns angesehen, wie es die Profis an der Maihofstrasse machen.
Nina Laky — 05/03/23, 06:52 PM
Die Luzerner Zeitung schrieb Ende April, dass unser Top-5-Format zwar eine «nette» Reihe sei, aber «zahnlos» wirke. Es wurde die Frage gestellt, ob sie der Gipfel des Humors sei. Die Antwort lautet selbstverständlich Ja. Der LZ-Journalist vermutete, Kultz veröffentliche die Top 5 nur wegen der Klicks und kritisierte gleichzeitig, die Plattform sei zu «spleenig» und müsse sich aus der selbstironischen Ecke wagen, um mehr Menschen erreichen zu können. Ja, was denn nun?
Wegen all dem lastet nun wahnsinnig viel Druck auf der heutigen Top-5-Autorin. Jetzt gibt es nur eins: Zähne fletschen und den Blick auf LZ-Listicles richten. Das bringt garantiert Klicks, ist nicht zu «spleenig» und erreicht sicher viele Menschen.
Ha! Nur genau zwei Tage nach der Kritik an der Kultz-Top-5-Reihe veröffentlicht die LZ ein Top-5-Listicle zur Veranstaltung von Barack Obama in Zürich. Man möchte damit wohl nicht etwa Klicks generieren? Der Verfasser schreibt aber leider «zahnlos» und nennt Obama «Polit-Messias» oder «Mister President», der das Publikum in «Ekstase» versetzte. Er schreibt auch, dass er einen Roman Kilchsperger oder Roger Schawinski als Moderator der Diskussionsrunde vermisste. Ob er ernsthaft oder ironisch schreibt, erschliesst sich der Leserin leider nicht ganz. Platz 5 weil abgeschaut, zu wenig angriffig und ich verstehe den Witz nicht.
Wenn sich ein Chefredaktor Zeit nimmt, die 13 besten «Fasnachtsgrende» zu jurieren, entsteht ein Listicle der besonderen Art. Die Fachjury lässt sich bei der Auswahl transparent in ihren Büroräumlichkeiten filmen. Bestehend aus acht Männern und einer Frau fehlt es der Fachjury jedoch an Diversität. Konnten so wirklich die 13 besten Fasnachtsgrende 2023 eruiert werden? Der LZ-Male-Gaze auf die «Grende» macht die Aufzählung wenig glaubhaft und kommt hier darum nur auf den vierten Platz.
Wer auf der Website der LZ bei der Suchfunktion «Die besten» eingibt, dem ploppen 130'133 Artikelmöglichkeiten entgegen. Diese zu rangieren wäre aufwändig. Aber eine Galerie, die für viele stehen kann und es nur rein zufällig in diese Top 5 schaffte, ist die Bildergalerie zur Inline-WM. Zehn Bilder mit Untertitel werden hier zum Besten gegeben. Sie zeigen fallende Kinder, Kinder mit Fahnen, Inline-Räder, fotografierende Mütter, die Blaskapelle Beckenried und Trommler. Es müssen ohne Zweifel die 10 besten Bilder der Inline-WM sein. Top!
Ein äusserst vielversprechender Titel für eine Aufzählung. Die Autorin hofft natürlich, es darin mindestens auf Platz 2 oder 3 geschafft zu haben. «Sie haben alles gegeben, und jetzt haben sie's geschafft. Für diese vier Frauen hat sich der Einsatz gelohnt. Sie wurden ausgezeichnet als Beste ihres Jahrgangs.» Das verspricht der Lead und ich fühle mich geschmeichelt. Grosse Enttäuschung aber bei der genaueren Lektüre: Es geht um die Matura. Diese habe ich nicht in der Tasche (schreibe darum auch nur für Kultz). Dieser Bericht ist ein Listicle der besten vier Maturandinnen aus Obwalden. Allen Vieren gebührt natürlich Respekt. Diesen aber gleichermassen für die Titelsetzung aufzubringen, ist eher schwierig. Nur Platz 2 für die besten vier Frauen wegen irreführendem Einstieg.
2022 brachte die Veröffentlichung der häufigsten Nachnamen in der Schweiz nichts Spannendes zutage. Auf gewissen Redaktionen erwartete man die Statistik aber schon länger, um sie zum Anlass zu nehmen, die Top 3 hauseigenen Redaktorinnen und Redaktoren mit einem dieser häufigsten Namen vorzustellen. Dabei verfassten die drei Betroffenen einen Erfahrungsbericht. Textlich liest sich der Erlebnisbericht der Top-3-Angestellten so, wie die Namen klingen. Allerdings erfreulich, dass der selbstkritische Blick auf den Schweizer Namen nicht gescheut wird: «Mein Nachname hat aber auch viele Vorteile», erzählt Frau Meier. Ein Listicle aufgrund eines Listicles ist aber erfrischende Metaebene und birgt viel Potential. Verdienter Platz 1.