Top 5
Gütsch schön und gut. Aber wer diesen Bauten über den Weg läuft, glaubt nicht mehr an den Postkartencharme der Innerschweizer Kleinmetropole.
Heinrich Weingartner — 08/24/22, 06:00 PM
Die Uni Luzern: Hässlich, aber unschön.
Die von der Stadt an unschuldige Strassenecken gepflanzten Pop-Up-Parks sind traurige und verlassene Orte. Sie werden von abgelehnten Architekturstudent*innen entworfen und aus Rache auf die ahnungslose Bevölkerung losgelassen. Und wenn diese abgelehnten Gebäudeverunstaltenden gross werden, dürfen sie auch grosse Gebäude entwerfen, zum Beispiel diese fünf:
Eine Fabrik der Spasslosigkeit und des Zynismus: Das Helsana-Gebäude.
Dieses Haus sieht im Umriss aus wie das ClipArt-Symbol für den Begriff «Industrie». Das ist Absicht: Hier wird gearbeitet und gefälligst nichts Anderes gemacht. Spass machende Gegenstände wie die Seele müssen beim Eingang abgegeben werden. Wer sich traut, in die dunklen Fenster des graublauen Tolggens zu schauen, blickt in zynische Gesichter, die gerade mit eiserner Hand den Versicherungsfall des eigenen Göttimädchens ablehnen. Das Helsana-Gebäude ist das Erste, was die Schönbühler Bourgeoisie sieht, wenn sie in Richtung Stadtzentrum fährt, um sich wieder an die niedrigen Standards der Innenstadt zu gewöhnen.
Mehr Glas geht nicht: Radisson Blu.
Wie viel Glas soll es sein? Ja. Das Radisson Blu Hotel ist etwas vom Ersten, was Zugreisende bei der Ankunft in Luzern sehen und sie sofort an ihren letzten paar Lebensentscheidungen zweifeln lässt. Hier wurde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln des schlechten Geschmacks ein Unort gebaut, der jedes Null-Sterne-Hotel in eine Wohlfühlresort verwandelt. Wenn wir möglichst viel Glas verwenden, sieht man unser hässliches Gebäude gar nicht, haben sich die Architekt*innen gedacht. Dabei haben sie leider die durchfallfarbenen Rollläden vergessen, die von Rolf Knie höchstpersönlich ausgelesen wurden.
Hier sollte man Architektur auf keinen Fall studieren: Universität Luzern.
Universitäten sollten eigentlich Stätten der denkerischen Eleganz sein und diesem Umstand sollte bei der architektonischen Konzeption Rechnung getragen werden. Die Universität Luzern jedoch sieht aus, als hätte sie ein betrunkener Seekapitän bei starkem Wellengang entworfen. Dieser Vergleich wird umso wahrscheinlicher, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass zunächst vergessen wurde, eine Lüftung einzubauen. Im Innern trifft man dann auf die Farbpalette eines Primarmathematiklehrbuchs. Wer dieses Gebäude betritt, ohne dabei mindestens einen Brechanfall zu durchleben, kann unmöglich zur Elite der Gesellschaft gehören.
Zum Schutz des Wohngebiets Maihof: Die SUVA beim Löwenplatz.
Das SUVA-Gebäude am Fusse des Maihofs soll einzig und alleine dafür gebaut worden sein, Tourist*innen vom Betreten eines Wohngebiets abzuhalten. Nachdem einen die Altstadt von Luzern in einen märchenhaften Tagtraum manövriert hat, wird man durch das gläserne, an ein ausserirdisches Insekt mahnende Etwas zurück auf den Boden geholt. Und auf ebendiesem Boden warten Käse- und Brot-Familienunternehmen, die Hyänen des Luzerner Tagesgeschäfts, darauf, den ahnungslosen Stadtbesuchenden das übriggebliebene Kleingeld vom Uhrenkauf aus der Tasche zu ziehen. Einheimische nehmen geschickt den Lift im Löwen-Center und schauen sich den Trubel aus sicherer Entfernung an.
Absolutes Minimum des architektonisch-ästhetischen Geschmacks: Das Gewerbegebäude.
Es soll tatsächlich Menschen geben, die dieses Gebäude als schützenswert erachten. Die Gesellschaft muss vor solchen geschmacksverstauchten Irren geschützt werden. Die CSS Versicherungen wollten den grauen Schandfleck, den sie vor geraumer Zeit erworben haben, für einen Neubau abreissen lassen. Ihnen kam jedoch eine bessere Idee: Neben dem Gewerbegebäude sieht der ebenfalls hässliche Hauptsitz der Luzerner CSS wie der Louvre aus. Augenschäden, die durch den Anblick dieses grässlichen Gebäudes entstehen, werden leider durch keine Zusatzversicherung der CSS abgedeckt.