Top 5
Vieles, was als Sport bezeichnet wird, ist eigentlich ganz schön unsportlich. Hier die fünf offensichtlichsten Beispiele.
Alice Reinhard — 08/30/23, 01:38 PM
Unsportliche Sportarten klingen nach einem Widerspruch. Denkste! (Alle Fotos: Unsplash/zvg)
Für die einen sind sportliche Aktivitäten Lebenselixier, für andere notwendiges Übel, um sich körperlich fit in Richtung Pensionsalter zu bewegen. Diese Woche untersuchen wir einen Widerspruch in sich und stellen die unsportlichsten Sportarten vor – eine subjektive Aufzählung ohne Probe aufs Exempel und mit keinerlei Expertise.
Lässt sich auch mit älteren Knochen spielen: Boule.
Eine Tätigkeit, die meines Erachtens nicht unermessliche Sportlichkeit voraussetzt, ist Boule. Der Überbegriff steht hier auch für Boccia oder Pétanque, wobei Spielende meist auf ebenen Flächen stehen und Kugeln beobachten, die langsam über den Kies rollen. Bei dieser Sportart werden weder grosse Distanzen noch Höhenmeter überwunden und schliesslich erfand jemand auch noch den Kugelmagneten zum vereinfachten Aufheben der Kugeln. Der Magnet soll Kräfte einsparen – doch wozu genau, wenn diese Sportart offensichtlich gar keine solchen voraussetzt?
Benötigt kein Steh-, sondern Sitzvermögen: Schach.
Dass Schach in dieser Liste auftauchen muss, erscheint mir so logisch wie das Spiel selbst. Mein ganzer Respekt gilt den Spieler:innen dieses Sports, denn was diese in sitzender Haltung über Stunden hinweg an Gehirnarbeit leisten, erscheint mir beinahe übermenschlich. Eine Kontradiktion bleibt aber auch nach etlichen meisterhaften Zügen bestehen: Das Olympische Komitee anerkennt das strategische Brettspiel als Sport. Und das ganz ohne Gefahr von übersäuerter Muskulatur!
In dieser Halle kann man noch etwas lernen: Etwa das Wort «Wischeffizienz».
Mit dem dritten Platz dieses Rankings begebe ich mich tatsächlich auf Glatteis, denn da diese Sportart auf rutschiger Unterlage stattfindet, erhöht dies natürlich die sportlichen Anforderungen an die Spieler:innen. Die Reinigung der Eisoberfläche vor der Laufbahn des Steins erscheint nicht gerade als schweisstreibende Tätigkeit, sondern eher als kurioses, kultisches Ritual. Tatsächlich erfordert Curling auch keine Kenntnisse in der Anwendung von Schlittschuhen – es ist in gewisser Weise Boccia auf Eis, weshalb es auch in dieser Liste auftaucht.
Mehr Alkohol gleich höhere Treffsicherheit? Im Dartsport eine beschlossene Sache.
Bei der Sportart Dart ist die Nähe zum Zapfhahn zu spüren: Google-Suchergebnisse schlagen vor: «Sind Dartspieler Alkoholiker?» Oder auch: «Welcher Dartspieler war betrunken?» In regelmässigen Abständen wird medienwirksam diskutiert, ob Teilnehmende der Darts-Weltmeisterschaft den Wettkampf betrunken absolviert hätten. Es reicht die Vorstellung, dass diese Frage bei der Tour de France oder im Fussball diskutiert würde, um zu erkennen, dass der Dartsport in dieser Liste auftauchen muss.
Vereint Sport und eine innere Auszeit: Sportfischen.
Die Sportfischerei scheint sich ihrem Selbstverständnis so unsicher, dass der Aspekt der Sportlichkeit sogar im Namen abgehandelt werden muss. Sportfischen ist nicht dazu gedacht, Gewinne oder Nahrung zu verdienen, sondern das Hauptziel dieses Sports ist das Vergnügen oder der Wettbewerb. In Angelmontur an Gewässern stehend wird hier dem Fang aufgelauert. Dabei ist Geduld gefragt und die eigenen Gedanken finden Zeit, um in die Ferne zu schweifen. Ausgerüstet mit einer wasserdichten Wathose und mit starrem Blick auf die Wasseroberfläche erscheinen Ausübende der Sportfischerei doch eher statisch und verdienen den ersten Platz dieses Rankings.