Kultz-Playlist
Jede Woche präsentieren Personen aus der Kultz-Redaktion Lieder zu einem bestimmten Thema. Aus aktuellem Anlass helfen wir den Fasnachtsmuffeln bei der Flucht vor der Fasnacht.
02/18/23, 10:35 AM
Rosa Zimmermann: Kerosin 95 – Bullshit Bingo
Letztes Jahr war ich an der Fasnacht krank und ging, wie damals üblich, geschützt und mit Maske in ein Corona-Testzentrum. Was ich auf dem Weg antraf: Geschmackslose Regenbogen-Onesies, Unmengen an Abfall, dumme Sprüche wegen meiner Maske und straight-up-Blackfacing. Bullshit-Bingo ist also eine ziemlich treffende Beschreibung.
Simone Felber: Federspiel – Avsked
Bei schlecht gespielten Blechblasinstrumenten stellen sich mir die Nackenhaare auf. Deshalb brauche ich als Ausgleich zu den unzähligen Guggenmusigen, welche während der 5. Jahreszeit unter meinem Wohnzimmerfenster durch laufen, gut gespielte Blechblasinstrumente. Und wer könnte das besser als Federspiel?
Martin Erdmann: Protex – Don’t Ring Me Up
Je mehr man seine Mitmenschen mag, desto schwerer können sie einen enttäuschen. Während der Fasnachtszeit ist es für mich deshalb besonders schwierig, in freundschaftlichem Verhältnis zu anderen zu stehen. Dauernd werde ich gefragt, ob ich auch an die Fasnacht komme. Als hätte ich jemals auch nur das kleinste Interesse daran gezeigt, auf dem Weinmarkt zwischen bierbäuchigen Nonnen und Krankenschwestern ohne Fachausbildung Kafi Huerenaff zu trinken. Ruft mich während den närrischen Tagen doch am besten einfach nicht an.
Joel Michel: How to Disappear Completely – Oressa
Das Alternativprogramm zur Fasnacht muss komplett gegenteilig zur Fasnacht verlaufen: anti-öffentlich, anti-auf-Tischgarnituren-tanzen, anti-Alkohol, anti-einmal-im-Jahr-ausbrechen. Eine Alternative zur Fasnacht muss in den eigenen vier Wänden, gleichförmig, einsam und unspektakulär sein und der dazugehörige Soundtrack soll möglichst dabei behilflich sein.
Heinrich Weingartner: Blarf – Cease & Desist
An der Fasnacht stört mich nicht, dass sie lautes Gejohle, wildes Treiben und närrische Fratzen in einem sechstägigen Sodom & Gomorra aufeinander los lässt. Mich stört, dass sie viel zu wenig laut, wild und närrisch ist. Alles läuft nach einem ganz klar abgesteckten, jahrzehntelang eingeprobten und in ihrem sexistischen und rassistischen Einschlag für die Luzerner Provinz wenig überraschenden Protokoll ab. Deshalb ist die wahre Flucht vor der Fasnacht keine gegen hinten, sondern eine nach vorne. «Cease & Desist» von Blarf verändert Leben, erschüttert Hirn und zerstört Ohren. BRÜELEEE!
Corinne Huwyler: Amy Macdonald – Caledonia
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die vor der Fasnacht fliehen, nehme aber an, dass diese vor allem weg vom Lärm wollen. «Caledonia» von Amy Macdonald ist ruhig. Und wenn das schon zu viel ist, dann passt es auch, weil das Lied nach etwas mehr als zwei Minuten schon wieder fertig ist.
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