Kultz-Playlist
Jede Woche präsentieren Personen aus der Kultz-Redaktion Lieder zu einem bestimmten Thema. Heute: die Jagd.
10/30/22, 07:57 AM
Rosa Zimmermann: Little Simz – Point and Kill
Jagen und Schreiben mit Füller und Tinte sind für mich auf der gleichen Ebene: Mensch wünscht sich in eine Welt vor der Industrialisierung zurück und gibt extra Geld und Zeit für die «experience» aus. Dass durch die mühsame Jagd im Gegensatz zur Massentierhaltung tatsächlich die Wertschätzung für das Tier im Zentrum steht, ist ein grosser Pluspunkt. Die Jagd in meinem Leben hat eine andere Bedeutung: Es ist eine Jagd nach Credits, Likes, nach Anerkennung und nach Ricardo/Facebook-Marketplace-Fünden. Dafür am besten auch Musik hören, die die Hoffnung bewahrt.
Heinrich Weingartner: Shivaree – Goodnight Moon
Quentin Tarantino ist popkultureller Schatzgräber: Er gräbt vergessene Genres aus, macht sie sich zu eigen und etwas Neues daraus. Auch auf musikalischer Ebene: Die Soundtracks seiner Filme spickt er mit unbekannten Perlen, die klingen, als seien sie für den Film geschrieben worden. Wie bei diesem Song von Shivaree, der mich stets an die filmtitelgebende Todesjagd auf Bill erinnert.
Joel Michel: Brian Eno – An Ending (Ascent)
Auf der Jagd war ich zwar noch nie, ich stelle es mir aber als eine meditative Tätigkeit vor: Bewaffnet mit Gewehr und den geschärften Sinnen gilt es, jede Bewegung zu registrieren, um die Beute im rechten Moment erlegen zu können. Da Ablenkungen nicht willkommen sind, darf der Jagd-Song auch nicht zu aufgeregt sein. Und um eine meditative Aufmerksamkeit zu erlangen, eignet sich wohl nur meditative Musik wie diejenige von Brian Eno. Oder?
Simone Felber: Deichkind – In Der Natur
Soviel ich weiss, jagt man in der Natur. Wie es da so zu und her geht, erklärt Deichkind im Song «In der Natur». Alle Hipster aufgepasst: Es reicht nicht, einfach nur sein neues Hohlfaser-Arc'teryx-Jäggli einzupacken. Die Natur ist hart!
Corinne Huwyler: Ezra Furman – I'm coming clean
«I've got my knuckles tight and bloodless» – ich gehe zwar nicht davon aus, dass mit dem Text auf die Jagd angespielt wurde, zu verkrampften Händen auf dem Gewehr passt er trotzdem. Zudem kann man sich auf der Jagd grundsätzliche Gedanken zum Leben machen, wozu der Song ebenfalls passt.
Martin Erdmann: Giorgio Moroder – Chase
Ich habe mich noch nie in den Wald begeben, um dort Tiere zu erschiessen. Mein Jagdtrieb gilt viel mehr Schallplatten aus vergangenen Zeiten. Diese futuristische Hymne des italienischen Grossmeisters früher elektronischer Musik hat bereits 44 Jahre auf dem Buckel, ist in freier Wildnis dennoch häufig anzutreffen. Leichte Beute für Leute, die mit dem Jagen erst gerade begonnen haben.
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