DJ-Booth
In der heutigen DJ-Booth spricht SubVibz über verstörende Backstage-Momente, engstirniger Perfektionismus und Fehlverhalten von Major-Labels.
04/28/23, 02:50 PM
SubVibz fühlt sich in vielen Formen der elektronischen Musik zuhause. (Foto: zvg)
DJ-Name: SubVibz
Aktiv seit: 2014.
Lieblings-Location: Klub Kegelbahn, Neubad.
Stil: Grundsätzlich jegliche basslastige elektronische Musik. Von Dub und Dubstep über Acid, Techno, Breakbeat und Garage, bis hin zu Drum & Bass und Jungle.
Dann zeige uns doch einmal ein paar Tracks, die du spielst:
Warum legst du auf?
Warum nicht? Nein, ernsthaft... Weil ich ein Musiknerd bin und meine Neuentdeckungen gerne mit Leuten teilen möchte, ohne dass ich diese eine nervtötende Person bei ner Homeparty bin, die mit ihrem Mobiltelefon die «UE Boom» belagert.
Was machst du als Ausgleich zum Nachtleben?
Von Beruf bin ich Grafik Designer. In meiner Freizeit leite ich das Drum & Bass Record Label «Drum Army», mit dem wir regelmässig Musik diverser Künstler:Innen veröffentlichen und Raves organisieren. Zudem versuche ich in letzter Zeit wieder regelmässiger Sport zu machen, beschäftige mich gerne mit der Natur (durch den Wald schlendern, Pilze sammeln, Nutzpflanzen züchten usw.) und verbringe gerne Zeit mit meinen Mitbewohnern, meiner Freundin und weiteren tollen Leuten.
Übst du regelmässig auflegen?
Die ersten paar Jahre als DJ habe ich fast täglich geübt. Mittlerweile übe ich das Auflegen eigentlich so gut wie gar nicht mehr. Ich denke, dass man DJing gut mit Radfahren vergleichen kann: Man verlernt es nie. Die Zeit, die ich früher ins Üben investiert habe, investiere ich heute lieber ins umso intensivere Musik-Diggen.
«Meine Sets passen eigentlich besser in den Klub als an Festivals.»
Worst DJing-Experience?
Ich musste leider mal miterleben, wie der zugedröhnte «Lebenspartner» einer DJ-Kollegin diese in der Backstage körperlich so brutal anging, sodass er von den Sicherheitskräften wortwörtlich aus dem Klub geworfen wurde. Der versammelte Backstage war von dem Vorfall so schockiert, dass wir dem Opfer rieten, ihren «Freund» anzuzeigen und ihr eine kollektive Aussage vor Gericht anboten. Sie lehnte mit einem verstörend gleichgültigen Lächeln ab… An dieser Stelle ein kurzer Kommentar: Physische, wie auch psychische Gewalt ist nicht egal - lasst euch bitte helfen, wenn ihr davon betroffen seid!
Wie lange ging dein längster Gig?
Ich glaube, das war im März insgesamt fünf Stunden am Stück zusammen mit meiner Schwester Lynn im Kaffee Kind. Da bin ich mir aber auch nicht zu 100% sicher... Irgendwie verflüssigen sich die Auftritte im Verlauf der Jahre in eine grosse trübe Brühe aus schlafloser Nächte, einem je nach Tagesform mit «Was-auch-immer» gefülltem Glas und wager Erinnerungen.
Wenn du die Wahl hättest, würdest du lieber an einem Festival spielen oder im Klub?
Da ich erst einmal an einem Festival spielen durfte, wäre das definitiv wieder mal an der Reihe. Ich denke aber, dass meine Sets eigentlich besser in einen Klub passen.
Welchen Track würdest du eigentlich gern mal spielen, traust dich aber nicht?
Hast du ein Spirit-Animal?
Hmmm... Ein Golden Retriever oder ein Kater.
Wie hast Du Dir das Auflegen beigebracht und was war das Mühsamste daran?
Zum einen alleine zuhause mit meinem 350er Pioneer-Equipment à la «learning by doing» und zum anderen beim «Über-die-Schulter-schauen» von befreundeten DJ-Vorgänger:Innen. Den Lernprozess empfand ich eigentlich nicht als mühsam, sondern vielmehr als positiv herausfordernd. Wenn ich aber einen Punkt nennen muss, der mich etwas herausgefordert hat, dann war es mein engstirniger Perfektionismus. Ich musste zu Beginn echt lernen, dass man nicht nach jedem verhauenen Übergang neu beginnen muss.
Sind DJs angenehme Menschen?
Im Vergleich zur gesamten Menschheit durchschnittlich tendenziell eher «ja», wobei ich das auch nicht pauschalisieren möchte.
Weswegen musstest du zum letzten Mal so richtig lachen?
Herzhaft: Beim «New Girl» schauen (weil lustig). Verzweifelt: Bei der Auswertung der Luzerner Wahlergebnisse (weil traurig).
Welchen Song hörst du zum Vorglühen?
Nein, quatsch. Ich kann diese Frage nicht so konkret beantworten (wobei das auf eine seltsame Art und Weise schon ein Banger ist). Im Endeffekt am besten nicht elektronische Musik, denn davon höre ich in der Regel nach dem Vorglühen noch genug.
Welche Frage würdest du gern noch beantworten, die wir vergessen haben zu stellen?
Was stört dich am meisten an der Musikindustrie? Meine Antwort: Als DJ, wie auch Record Label Manager finde ich es schade, dass in der Musikszene verhältnismässig so wenig FLINTA* Personen vertreten sind. Zum Glück ist diesbezüglich (endlich) ein Wandel im Gange. An dieser Stelle grossen Respekt an alle FLINTA* Personen, die sich in dieser cis-männerdominierten Industrie durchsetzen! Was mich an diesem durchaus positiven Wandel jedoch richtig wütend macht, ist der Umgang von Major-Labels mit der Thematik... Denn als Label Manager musste ich leider schon des Öfteren die Erfahrung machen, dass junge vielversprechende FLINTA* Künstler:Innen von Major-Labels, die sich die letzten Jahrzehnte mässig für Diversity in ihrem Artist Roster interessierten, vertraglich gebunden werden. Dieses Verhalten finde ich extrem widersprüchlich. FLINTA* Künstler:Innen nach jahrelanger Ignoranz gegenüber der Thematik mit Knebelverträgen an sich zu binden und somit deren künstlerische Freiheit einzuengen mag die Diversität grundsätzlich zwar trotzdem fördern, ist im Endeffekt aber nur egozentrisches Marketing und kein echtes Interesse am sozialen Fortschritt.
Und sonst so?
An die Leute, die bei Raves DJs ihre Musikwünsche schmackhaft machen wollen: «Nein.»
Wer gibt im Luzerner Nachtleben den Ton an? Um das herauszufinden, stellen wir jede Woche einen DJ aus der städtischen Clubszene vor. Das Programm wird von Flo Dalton, Booker im Klub Kegelbahn, kuratiert. Dein Lieblings-DJ fehlt? Dann schreibe uns eine Mail an: [email protected] 11. Episode: Kollektiv Luether |