DJ-Booth
Das Rude Attack Soundsystem versorgt die Schweizer Tanzflächen bereits seit über 20 Jahren mit Vintage-Tanzmusik aus Jamaika und Amerika.
11/03/22, 10:30 AM
Witschi (links) und Jefy legen schon seit über 20 Jahren unter dem Namen Rude Attack auf.
DJ-Name:
Rude Attack Soundsystem, bestehend aus Brick Top the Tiger (Jefy) und Witzcky (Witschi).
Aktiv seit:
Witschi: Eigentlich wollten wir 2020 unser 20-jähriges Jubiläum feiern, leider kam uns aber eine kleine Pandemie dazwischen. Also sind wir seit rund 22 Jahren aktiv. Zuerst auch als Konzertveranstalter und Plattenlabel. Mittlerweile nur noch als Soundsystem und DJs.
Jefy: Es macht aber immer noch viel, viel Spass!
Lieblings-Location:
Witschi: Ganz klar das Rock'n'Roll-Kingdom Sedel. Bester Club der Schweiz.
Jefy: Unser Heimathafen.
Stil:
Witschi: Grob gesagt jamaikanische und amerikanische Musik von den 1950er- bis Mitte 1970er-Jahre. Sprich, R&B (Rhythm & Blues und nicht Rap & Bullshit), Northern Soul, Ska, Rocksteady und Early Reggae. Sei einiger Zeit auch je nach Anlass Roots Reggae, Dub, Latin und jazzigere Sachen.
Jefy: Aber auch die eine oder andere Neuveröffentlichung wollen wir dem Publikum nicht vorenthalten; zur Zeit kommen sehr viel geile neue Sachen raus, die es einfach verdient haben, gespielt zu werden.
Dann zeigt einmal ein paar Songs, die ihr spielt:
Wo kommt ihr musikalisch her und wie seid ihr dort gelandet, wo ihr gerade seid?
Witschi: Ich komme ursprünglich aus der Punk- und Hardcore-Szene, habe aber auch viel Rap und Britcore gehört. Dann bin ich über Ska-Punk (eine musikalische Jugendsünde) auf die Two-Tone-Sachen gestossen. Von da war es dann ein kurzer Weg zu den jamaikanischen Originalen und später zu den Soul- und R&B-Stücken.
Jefy: Bei mir war das relativ ähnlich.
Welchen Track würdet ihr für kein Geld der Welt in euer Set einbauen?
Witschi: Für viel Geld würde ich so ziemlich alles ins Set einbauen. Ausser irgendwelches Nazi-Zeugs. Eine Plattensammlung finanziert sich ja schliesslich nicht von selbst.
Jefy: Ich sehe das auch nicht so eng. Kommt natürlich auf den Betrag an. Falls der Tune moralisch vertretbar ist und nicht eine halbe Ewigkeit dauert, why not …
Digital oder Schallplatten?
Witschi: Wir betreiben seit einigen Jahren ein Soundsystem, mit dem wir probieren, möglichst authentisch zu sein, deshalb spielen wir nur originale Singles. Aber der eigentliche Grund, warum wir nur Singles spielen, ist, dass man dies auch betrunken noch einigermassen hinkriegt.
Jefy: Vinyl. Und zwar Singles, Original-Pressungen. Das hat mehrere Gründe: 1. Mit Vinyl aufgewachsen. 2. Primäres Format bei Reggae und Soul. 3. Zu blöd für digital beziehungsweise kein Bock noch mehr in die Kiste zu gucken. 4. Geht auch halbwegs betrunken!
Ein eigenes Soundsystem zu haben, bedeutet auch viel Arbeit.
Kommt die Crowd wegen Euch, oder kommt Ihr wegen der Crowd?
Witschi: Ich hoffe doch, dass die Crowd auch wegen uns kommt, sonst würden wir was falsch machen. Aber sicher kommen wir auch wegen der Crowd. Ohne diese könnten wir uns die Platten auch daheim gegenseitig abspielen.
Jefy: Irgendwie ne Mischung aus beidem. Ohne Crowd keine Party und ohne Rude Attack keine Crowd.
Was muss passieren, damit Ihr glücklich die Booth verlasst?
Witschi: Wenn viel und lange getanzt wurde, das Soundsystem gut getönt und mein DJ-Partner, eigentlich wie immer, Hammer-Tunes rausgehauen hat. Dann überkommt mich ein Glücksgefühl.
Jefy: Wenn unser Soundsystem gut spielt und der Funke auf die Crowd überspringt, ein guter Vibe entsteht.
Was ist denn eigentlich ein Soundsystem?
Jefy: Ansichtssache. Meiner Meinung nach eine mobile, selbst gezimmerte Musikanlage.
Eure schlimmste DJ-Erfahrung?
Jefy: Ein Kumpel von mir hat vor ein paar Jahren mal in Basel aufgelegt und musste dringend aufs Klo. Deshalb hat er mir die simple Aufgabe übertragen, den Regler des zweiten Plattenspielers hochzudrehen, wenn sich die Single auf dem 1. Plattenspieler dem Ende zuneigt. Irgendwie kam nach dem Hochdrehen nicht der kleinste Laut aus den Speakern, ooops.
Mittlerweile sind unsere Anlässe so was wie Klassentreffen.
Jefy, Rude Attack
Wie, wo und wie lange bereitet ihr Euch auf einen Gig vor?
Witschi: Zum Plattenkoffer zusammenstellen brauche ich jeweils rund eine Stunde. Ich weiss im voraus nie, welche Tunes ich spielen werde. Deshalb packe ich einfach immer genügend Platten ein, damit ich auf die Stimmung und die Musikauswahl der anderen DJs reagieren kann. Dazu kommt dann noch zwei Stunden Boxen schleppen, Soundsystem aufbauen und Soundcheck.
Jefy: In der Regel fülle ich einmal pro Jahr eine 200er-Kiste mit 7"-Singles. Das kann gut und gerne ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Ich verräume die aber nicht nach jedem Gig wieder zurück in meine Sammlung, sondern nehme für den nächsten Gig einige Anpassungen vor.
Warum legt Ihr auf?
Witschi: Ich habe begonnen aufzulegen, weil die Musik, die ich liebe, in der Schweiz praktisch nirgends gespielt wurde. Mittlerweile ist auflegen so ein Freundschafts-Ding, wo man an den Veranstaltungen alte Kumpels trifft, langjährige Freundschaften pflegt und neue Leute kennenlernt.
Jefy: Mittlerweile sind unsere Anlässe so was wie Klassentreffen.
Und sonst so?
Witschi: Nie vergessen: Ohne Bass macht's keinen Spass.
Jefy: Enjoy yourself, it's later than you think ...
Das Rude Attack Soundsystem spielt diesen Samstag, dem 5. November, im Rahmen vom Swiss Soul Weekender im Sedel.
Mehr Infos zu Rude Attack findest du auf ihrer Website oder auf Facebook.
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