Far Away From Home
Fremde Kulturen kennenzulernen, ist wichtig. Das Essen ist dabei immer ein guter Einstiegspunkt. Deshalb nimmt dich unsere Südkorea-Korrespondentin mit auf eine Gastro-Tour durch Seoul.
Xenia Bertschmann — 05/16/23, 02:22 PM
Könnte sich die Luzerner Gastronomie bitte etwas mehr an diesem Bild orientieren? (Foto: Unsplash)
Kulinarik ist einer der Gründe, weshalb ich gern ins Ausland fahre. Tacos in Mexiko, Gelato in Italien, Bibimbap in Südkorea. Falls du noch nie Koreanisch gegessen hast – dann ändere das so schnell wie möglich. Koreanisches Essen ist der Traum! Ob Korean Barbecue, Kimchi oder Tteokbokki, am besten probierst du alle drei Gerichte noch heute.
Andere Kulturen, anderes Besteck: In Seoul wird auch mal zur Schere gegriffen. (Fotos: Xenia Bertschmann)
Logisch, in Ostasien wird mit Stäbchen gegessen – Ich weiss, dass du das weisst. Wusstest du aber, dass in Südkorea Scheren auch zum Besteck-Inventar gehören? Zum Beispiel wird bei Korean Barbecue das Fleisch mit der Schere statt dem Messer zerschnitten.
Wo ist im Restaurant das Besteck? Natürlich in der tischeigenen Besteckschublade.
Restaurants gibt’s in Seoul wie Sand am Meer. Auswärts zu essen kostet oft gleich viel wie selbst zu kochen – vorausgesetzt, du gehst in eine Imbissbude oder isst im Convenience Store Ramen. Was in der Schweiz immer wieder für Diskussionen sorgt, ist hier Status Quo. Mul, koreanisch für Wasser, gibt es im Restaurant umsonst. Besteck ist hier oft in einer Schublade unter dem Tisch verstaut. Zu Beginn hat das bei mir immer wieder für Verwirrung gesorgt – «Wo cha mer etz do Bsteck hole?». Nach dem siebten Restaurantbesuch konnte ich mir dann merken, dass ein Blick unter den Tisch reicht.
Essen ist durchaus auch als zusammenschweissende Massnahme der Bevölkerung zu verstehen.
Schweizerinnen und Schweizer essen höchstens beim Apéro von der gleichen Platte und schwenken beim Fondue ihr Brot im selben Caquelon, das ist aber auch das höchste der Gefühle. Hier wird Essen oft geteilt, was ehrlich gesagt mehr Sinn ergibt. Statt nur einem Gericht kannst du viele verschiedene auf einmal probieren.
Mischkonsum erlaubt: In Seoul werden Spirituosen durchaus auch mal mit Bier gemixt.
In Mexiko trinkst du Tequila, in Brasilien Cachaça, in Kuba Rum und in Südkorea Soju. Soju wird aus Reis hergestellt und hat einen Alkoholgehalt von 20 Prozent. Das Getränk kostet im Convenience Store um die 1800 Won – umgerechnet etwa 1.30 Franken. Soju gibt’s «nature» oder in Geschmacksrichtungen wie Grapefruit, Traube oder Cherry-Blossom. Letztere erinnern vom Geschmack her an die neonfarbenen Trojka Vodkas. Viele trinken das Getränk pur – falls du den Geschmack nicht magst, kannst du Soju auch mit Bier mischen. Das nennt sich dann: So-Mek von Soju und Mekju, dem koreanischen Wort für Bier, abgeleitet.
Fermentieren für Fortgeschrittene.
Fermentierte Crevetten oder Krabben werden als Beilage zu Korean Barbecue mit Knoblauch oder Chili-Marinade serviert. Die Konsistenz der Weichtiere gleicht einer Litschi. Vielleicht bald in hippen Luzerner Beizen auf der Karte zu finden?
Xenia Bertschmann absolviert gerade ein Auslandsemester in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Hier schreibt sie über ihre Eindrücke. 1. Teil: Kulturschock im Auslandsemester 2. Teil: Kulinarische Entdeckungsreise durch eine Millionenstadt 3. Teil: Zwischen Love-Hotels und fremdenfeindlichen Club-Türen |