Nerdy Stuff
David Hasselhoff hat seine Glanztage längst hinter sich. Wir erinnern uns zurück, als er im Zuhälterlook auf Verbrecherjagd ging – und dabei immer im Schatten seines sprechenden Autos stand.
Sarah Stutte — 05/08/23, 10:03 AM
David Hasselhoff war in den 80er-Jahren nicht nur Bademeister an den Stränden Malibus, sondern ging auch mit einem sprechenden Auto auf Verbrecherjagd.
Kennst du das noch?
«Er kommt. Knight Rider. Ein Auto. Ein Computer. Ein Mann. Knight Rider. Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht.» Ein unglaublich beklopptes Intro – von einer sonoren Männerstimme über einen treibenden Elektrobeat geschwafelt – das schon alles über den Inhalt der Serie verraten hat. Aber als Teenie habe ich das geliebt.
Ich kenne keine Serie aus den kultigen 80ern, die mich mehr geflasht hat. Das ist deswegen bemerkenswert, weil es damals, als die Leute noch TV guckten, einen ganzen Berg an coolen Serien gab. Man denke nur an den pastellfarbenen Don Johnson in «Miami Vice» oder an Stuntman Seavers aus «Ein Colt für alle Fälle», an das Haudrauf-«A-Team» oder an die wunderbar-lustigen «Golden Girls».
Doch niemand von ihnen hatte ein sprechendes Auto namens K.I.T.T (Knight Industries Two Thousand). Mit einem Scanner in der Fahrzeugfront, dessen rote Lichter stets hin- und herwanderten. Mit einem Turbo-Boost, mit dem er über Hindernisse sprang. Ein superschneller, nahezu unkaputtbarer schwarzer Sportwagen halt, der selber denken, fahren, Verbrecher überwachen und übers Wasser gleiten konnte. Der ultimative Superschlitten also.
Klar, es gab da auch noch den lockigen David Hasselhoff, der mit seiner schwarzen Lederjacke und den engen Hosen und Hemden immer mehr wie ein Zuhälter aussah, als wie ein ehemaliger Polizist. Auch deshalb, weil er Frauen anzog wie das Licht die Motten – und dann reihenweise auszog wie James Bond.
Viel mehr kitschiger Heldenpathos kann man kaum in eine Kunstfigur packen: Micheal Knight.
Zu seinem Playboy-Image verhalf Michael (Hasselhoff) vermutlich auch sein neues schönes Gesicht, das ihm von einem geheimnisvollen Millionär quasi gesponsert wurde. Warum? Weil sich der fesche Polizist bei einem Undercover-Einsatz eine Kugel ins Gesicht einfing, die aber glücklicherweise an seiner in der Stirn eingesetzten Metallplatte abprallte, die er seit dem Vietnamkrieg hatte.
Mehr Heldenbiografie geht eigentlich kaum noch – mehr Irrwitz auch nicht. Aber die damaligen offensichtlich bekifften Drehbuchschreiber legten noch eine Schippe drauf. Denn der besagte Millionär machte in der Folge den guten und frisch wieder hergestellten Michael zu einem Ein-Mann-Kämpfer der «Foundation für Recht und Verfassung».
Michael Knight mit seinen zwei Helfenden Bonnie und Devon.
Das aus dem unerschöpflichen Geldbeutel des reichen Typen finanzierte, näher betrachtet äusserst ominöse Projekt, sorgte auf eigene Faust für Ordnung in der Kriminellenhölle. Bald darauf bekam Michael deshalb nicht nur eine neue Identität, sondern auch seinen K.I.T.T. und neue Verbündete.
Diese – Devon (Gentleman-Chef der Foundation) und Bonnie (Mechanikerin mit Schulterpolstern) – rasten quasi die ganze Zeit in einem fahrenden Truck über ländliche Strassen. In dessen umgebauter Ladefläche nahmen sie dann von Zeit zu Zeit Michael und sein Auto auf, um an letzterem herumzubasteln.
Ein Held aus einer Zeit, als SUV noch nicht aus der Stadt gejagt wurden: K.I.T.T.
David Hasselhoff und Michael Knight in Ehren, aber – und da sind wir uns wohl einig – der eigentliche fahrende Ritter hier war eindeutig K.I.T.T. Mit ihm – diesem altklugen Pontiac Firebird Trans Am – erlebten wir Folge um Folge krasse Action, mörderische Stunts und die absolut unlogischsten Wendungen und sahen zu, wie er die bösen Jungs zur Strecke brachte.
Als ein Kampfpanzer K.I.T.T. anfangs der 4. Staffel fast völlig zerstört, weil sein Versiegelungsschutz auf fiese Weise deaktiviert wurde, war ich seinerzeit kurz vorm Heulkrampf. Doch auf die gute alte Bonnie war Verlass, sie werkelte so lange rum, bis der rote Sensor wieder blinkte und der Wagen um den «Super Pursuit Mode» ergänzt wurde.
Mit diesem schossen auf Knopfdruck zahlreiche Spielereien aus der Karosserie, die K.I.T.T. noch schneller werden liessen. Damit wurde er definitiv zur Legende auf vier Rädern und kein Auto konnte ihm bis heute das Wasser reichen.
Eine Liebeserklärung an Nischenprodukte: In dieser monatlichen Kolumne beschäftigt sich Sarah Stutte mit Dingen, die nie wirklich im Mainstream angekommen sind oder von ihm vergessen wurden. Egal ob Songs, Serien, Filme oder Comics. 1. Teil: Wie sich ein seltsamer 80er-Song in unsere Köpfe bohrte 2. Teil: Plüschtiere des Grauens |