Nerdy Stuff
In den Kinderzimmern der 80er-Jahren war allerlei merkwürdige Spielsachen zu finden. Zum Beispiel die Monchichis.
Sarah Stutte — 03/06/23, 09:01 AM
Daumen in den Mund: Die Monchichis hatten nur einen Special-Move.
Weiss noch jemand, was Monchhichis sind? Diese Puppen mit dem pausbackigen und sommersprossigen Gesicht, einer braunen Nase und braunem, wuscheligen Fell als Haar? Sie konnten ihren rechten Daumen in den Mund stecken. Das war eigentlich auch schon alles, wozu sie imstande waren.
Und sie sahen niedlich aus. Jedenfalls empfand ich das als Kind so. Denn die Monchchichis kamen just drei Jahre vor meiner Geburt auf den Markt und ich hatte natürlich ein solches Mondgesicht alsbald in meinem Kinderzimmer.
Dass das Ding nicht nur sehr langweilig, sondern auch ziemlich gefährlich war, stand allerdings nicht in den Beschreibungen des japanischen Exportschlagers. Der unelastische Plastik-Kopf der Monchhichis ist ungeheuer hart und bald hatte ich mir mit der Puppe meinen ersten Zahn ausgeschlagen.
Als ich einige Zähne mehr hatte, hielten die Glücksbärchis Einzug in mein Spielzeugland. Von ihnen bekam ich bunte Albträume, in denen sie auf meinen kleinen Plastik-Leuchtponys durchs Regina Regenbogen-Land ritten, um die gefangenen Farbenkinder zu befreien oder wahlweise gegen den roten Stier aus «Das letzte Einhorn» kämpften.
Eine Geschichte mit antisemitischen Zügen: Die Schlümpfe.
Und da wir gerade so schön bei den kolorierten Plüschfiguren sind: Einen Papa-Schlumpf und einen Gargamel hatte ich auch einmal. Doch irgendwer behauptete dann, das Oberhaupt der Schlümpfe sei ein Diktator, seine Untertanen wahlweise Nazis oder Kommunisten und Gargamel ihr jüdischer Gegenspieler. Also wurden auch die blauen Zwerge schnell entsorgt.
Bald darauf bekam ich ein neues Spielzeug – eine Barbie sollte es diesmal sein. Die anderen Mädchen im Kindergarten erzählten strahlend, wie sie mit ihren damals schwer angesagten Modepüppchen stundenlang spielten, sie in ihren kleinen Plastikautos herumfuhren oder sie in ihrem rosaroten Barbie-Haus lustige Dinge machen liessen, wie beispielsweise zehnmal in einer Stunde das Outfit zu wechseln.
War schon Dekaden vor dem Smartphone da: Barbie.
Ich konnte mit den Puppen leider nicht allzu viel anfangen, ausser sie stundenlang auf den Boden zu hämmern und durchs Zimmer zu werfen. Irgendwann kam ich auf die Idee, ihre Haare zu entflammen, weil ich damals in meiner «Zündelphase» war. Meine ältere Schwester hatte mir kurz zuvor gezeigt, wie das mit den Streichhölzern funktioniert. Fast wäre das ganze Kinderzimmer dabei abgefackelt – die verkohlten Barbies und Kens landeten im Müll.
Auch wenn – das sei nur kurz am Rande erwähnt – meine Barbie-Zeit nur von kurzer Dauer war und keine positiven Erinnerungen hervorgebracht hat, freue ich mich doch wie Bolle auf die kommende Realverfilmung von Barbie. Das wird ein Trashfest. Nur schon des blonden Ryan Goslings wegen. Die Streichhölzer lasse ich daheim. Versprochen.
Was für ein Clown: Pennywise aus Stephan Kings «ES».
Anyway – als ich dachte, es könne nicht mehr schlimmer werden – kamen die Clowns. Meine Mutter fing irgendwann an, sie zu sammeln und dachte wohl, ich fände sie auch ziemlich toll. Leider war das nicht der Fall. Mittlerweile hatte ich da nämlich Stephen Kings «ES» gelesen und die zwar mittelmässige, aber für damalige Verhältnisse ziemlich wirkungsvolle TV-Adaption gesehen.
Ich konnte nicht eher wieder ruhig schlafen, bis ich alle Clowns mit ihren gruseligen Gesichtern aus meinem näheren Umfeld verbannt hatte und sie heimlich meiner Mutter in ihr Clownregal stellte. Meine Phobie ging sogar so weit, dass ich jedesmal zusammen zuckte, wenn meine Eltern vorschlugen, in den Zirkus zu gehen.
Bis heute hält sie an. Auch mein Puppentrauma. Ich kann die krassesten Slasher sehen, aber wenn jemand zu einem Filmabend mit «Annabelle» oder «Chucky» einlädt, lehne ich dankend ab. Die Plüschtiere des Grauens sind schuld daran.
Eine Liebeserklärung an Nischenprodukte: In dieser monatlichen Kolumne beschäftigt sich Sarah Stutte mit Dingen, die nie wirklich im Mainstream angekommen sind oder von ihm vergessen wurden. Egal ob Songs, Serien, Filme oder Comics. 1. Teil: Wie sich ein seltsamer 80er-Song in unsere Köpfe bohrte 2. Teil: Plüschtiere des Grauens |