Schöner Flueche
De Mondartautor Béla Rothenbühler erklärt, wi me of schwiizertütsch schön ond rechtig fluecht. Vierti Lekzion: Halbschueh.
Béla Rothenbühler — 04/11/22, 06:24 AM
S got amigs schnell. Chuum het me sech kenneglehrt e somene Seminar, eschs au scho weder verbii. Mer hend ede letschte paar Woche zäme glehrt, wenn, wiso, ond met welere Werkigsabsecht dasme schön ond rechtig fluecht. Ond send au wiit cho. Aber mer hend chli s Gfüehl, d Schönhäit esch hender de Rechtigkäit chli zroggbblobe. Ond das hemmer au as Fiidbäck vo ossen öbercho. Drom gots höt vor allem om das: Oms schöne Flueche. Wel, Merksatz: Rechtigs Fluechen esch schön ond schöns Fluechen esch rechtig.
Arschloch säge chönnd alli. Aber sone personalisierti oder poetischi Beläidigong, dasch de scho öppis anders. Nämmer nome scho, kwasi as Repetizion vode letschte Lekzione: Hernamputierte huere Habasch. De gseht me: Dasch scho mol öppis anders as Arschloch. Dasch zom Biischpel vom Saund här scho rächt schön, nome scho wäg de Alliterazione. Ond Saund macht jo vell uus bem schöne Flueche. Dasch au äine zom Merke.
Halbschueh esch sehr es schöns und ziitloses Schempfwort.
Aber Saund esch au ned alles: Bem schönen ond rechtige Flueche schtemmid Saund ond Enhalt eben öberii, dasch di höchschti Konscht. Chotzbrocke zom Biischpel esch schön ond rechtig gfluecht, dasch es Wort wines Bräch-Grüüsch, do deckid sech Form ond Bedüütig, dasch e chliini malediktologischi Perle. Oder Schofseckel esch au sehr schön, wenns rechtig aagwändet werd. Ond do gseht me scho, womer äneziilid.
Schöns Flueche schafft meteme schöne Saund schtarchi Belder. Die mönd nedemol emmer so drastisch sii wi Chotzbrocke. Au Halbschueh esch sehr es schöns Schempfwort, wome sehr guet am Aafang vomene Konflekt cha iisetze. Dasch ziitlos ond fiin ond het gliich sone Klarhäit ede Beldschproch.
Fluch- und Mundartexperte Béla Rothenbühler.
Ond mer chönntid jetz no honderti ufzelle. Aber mer wend Si jo ned zom Nocheplapperen animiere, sondern Ehne chli s Handwärchzüüg för di äigeti Fluechpraxis metgä. Ond s schönschte Fluechen esch ebe kreativ. Personalisiert ond poetisch. Dasch weder äine zom Metschriibe. Wel: S Schöne ade schwiizertütsche Schproch, ond am Tütschen allgemäin, esch, dass huere vell Wortkombinazione möglech send. Do chame zom Biischpel onändlech vell Subschtantiv zämehänke, do gets so schöni Sache wie Seeschefffahrtsgsellschafte, oder Seeschefffahrtsgsellschaftspresidäntinne — was jo ned e allne Schproche so ohni Wiiteres möglech esch. Es onglaublechs Privileg, womer do e üsem chratzige Dialäkt hend. Drom das as Schlosswort:
Schöpfid Si Nöis. Send Si persönlech, prezis ond poetisch. Erfended Si Schempfwörter wi Chatzenase, för öpper wo mönschlech chalt esch, Netzgrüsel, för öpper wo em Internet gruusig tuet. Säged Si Bitkoin-Bsetzer, wenn öpper naiv ond gierig esch. Schöpfid Si Schempwörter. D Möglechkäite send onbegränzt. Moled Si Belder met erere Schproch ond haued Si die andernen omd Ohre, wenn Si e guete Grond hend. Mer sägids nomol: Schöns ond rechtigs Fluechen esch gsond.
Mer bedankid üs ganz härzlech förd Ufmerksamkäit. Jetz aber usen i di rechtigi Wält, usen id Praxis. Sägid Si all dene Halbschueh, was Sach esch.
Zur Person Béla Rothenbühler ist der Dramaturg des Luzerner Theaterkollektivs Fetter Vetter & Oma Hommage, Sänger der Band Mehltau, Fundraiser für Die Predigt sowie Vorstandsmitglied von Kultz. Sein Debütroman Provenzhauptschtadt erschien 2021 im Verlag Der gesunde Menschenversand. |
Dieser Artikel wurde produziert im Rahmen des «Innereien»-Kulturprojektes der Albert Koechlin Stiftung. Hier erfährst du mehr darüber. Und hier geht es zur offiziellen Webseite: www.innereien.ch.