Erhöhte Präsenz auf Instagram
Zwischen Hundebabys und Gewaltfantasien: Wir haben uns durch das Instagram-Profil des örtlichen Ablegers der Staatsgewalt gescrollt.
Martin Erdmann — 07/11/23, 02:27 PM
Adrenalinkick des Todes: Video auf der Instagram-Page der Luzerner Polizei. (Screenshot: Instagram/Polizei Luzern)
Das staatliche Gewaltmonopol – wer liebt es nicht? Rund um den Erdball schuftet sich die Polizei tagtäglich in die Herzen der Menschen. Oft ist es schlicht atemberaubend, mit welchem unaufhaltbaren Eifer die Beamten sich in die Arbeit hineinknien. Manche bekommen die polizeiliche Gründlichkeit zwar in den falschen Hals, doch steht dabei immer der Einsatz für eine gerechtere Welt im Vordergrund. So können gerade stigmatisierte Bevölkerungsgruppen auf eine zuvorkommende Sonderbehandlung zählen.
Grundsätzlich begegnet die Polizei den Bürger:innen stets auf Augenhöhe, gerne auch mit Pfefferspray. Bei jeder Gelegenheit stellt sie ihr legendäres Fingerspitzengefühl für Verhältnismässigkeit unter Beweis. Besonders an Demonstrationen wird oft einmal ein Auge zugedrückt. Wenn es sein muss auch mit Gummischrot.
Manche Korpsmitglieder verteidigen den Rechtsstaat dabei mit solchem Elan, dass sie sich genau vor diesem zu verantworten haben. Vor Gericht wird in den allermeisten Fällen aber festgestellt, dass sämtliche Vorwürfe völlig haltlos sind. Wer dahinter fragwürdige Streicheleinheiten zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft vermutet und etwa nach einer unabhängigen Ombudsstelle schreit, will bloss Unruhe in den kuscheligen Darkroom des rechtsstaatlichen Liebesnests bringen.
Auch Luzern verfügt über eine örtliche Zweigstelle der Staatsgewalt. Wenn deren Beamten nicht gerade davon freigesprochen werden, Köpfe zu fest auf den Boden zu schlagen, wird auf Instagram reichlich Material rausgehauen. Scrollen wir mal durch.
Eigentlich war dein Traumjob Billettkontrolleur:in bei der VBL, doch der Berufsbeschrieb kommt deinem unstillbaren Bedürfnis nach roher Gewalt zu wenig nach? Die Luzerner Polizei versteht dich! In diesem Video wird dermassen viel Adrenalin freigesetzt, dass man als Zuschauer:in zwangsläufig Lust bekommt, einen feministischen Demonstrationszug oder anderes staatsfeindliches Gesocks von der Strasse zu knüppeln. Das brachiale Auftreten und die Einheitskleidung repräsentieren beste Gangmentalität. Wenn du dich nach Zugehörigkeit sehnst und es satt hast, einsam in deiner Einzimmerwohnung zu Rammstein die Hantelbank zu drücken, dann bewerbe dich jetzt!
Jede grössere Schweizer Stadt bläst zur Velo-Offensive. Schade, grätscht die Luzerner Polizei da mit einer Negativkampagne dazwischen. Wer dieses Video gesehen hat, verspürt den immensen Drang, sich einen SUV zu kaufen. Denn das Image des Fahrrads wurde hiermit für immer beerdigt. Mit höchster Konzentration werden Hindernisse umkurvt, die zuvor vermutlich zu Vorbereitungszwecken für die Veloprüfung einer Primarschulklasse aufgestellt wurden. Diese Eigernordwand der Feinmotorik wird in lässiger Outdoor-Gear absolviert, wie sie von Frührenter:innen auf der Velotour entlang der Donau getragen wird.
Die Sondereinheit Luchs kommt bei ganz schwierigen Fällen zum Zug. Die Schlagkraft der Truppe hat ein Kadermitglied an Heiligabend 2010 unter Beweis gestellt, indem er seine Freundin verprügelt hat. Rechtliche Konsequenzen gab es für ihn keine. Ein paar Monate später wurde er sogar befördert. Die Luchse sind also schwierig zu greifen. Auch in diesem Video, weil im tiefsten Dickicht und getarnt. Das Bildmaterial verstört mit einer verwirrenden Mischung aus Netz Natur, Blair Witch Project und einer Pfadiübung am Samstagnachmittag im Wald.
Hunde sind das Ass im Ärmel jeder polizeilichen Medienstelle. Wenn die Kolleg:innen wieder einmal etwas überreagiert haben, dann schickt man einfach ein paar Bilder der süssesten Polizeihunde in die Timeline der Bevölkerung. Wer will sich schon mit Amtsmissbrauch auseinandersetzen, wenn einem drollige Welpenaugen tiefste Unschuld beweisen?
Die Infoanlässe der Luzerner Polizei scheinen eine ulkige Kompromisslösung aus Lichtshow, Laientheater und Krimidinner zu sein. Fun Fact: Im Track, der als Hintergrundmusik dient, wird in der Vollversion auch über das Rauchen von Marihuanazigaretten gerappt. Darf man sich nach dem Infoanlass etwa einen Gegenstand aus der Asservatenkammer aussuchen?