«Diversität soll auch im Booking-Team gelebt werden»

Laura, Yanick, musikalisch seid ihr an einem ganz anderen Ort als euer Vorgänger Guy de Prà. Er kam aus dem Uferlos und legte seinen Fokus vor allem auf Techno und Techhouse. Wie sehen eure Pläne aus?

Laura: Es ist unumgänglich, dass es einen Wechsel geben wird. Wir haben viele Ideen und mega Lust auf neue Eigenveranstaltungen. Wir wollen Kollektive gründen und mit Leuten aus unserem Umfeld arbeiten, die selbst schon Veranstaltungen machen. 

Yanick: Es wird aber nicht alles über den Haufen geworfen. Im Neubad hat sich etwas etabliert, an das wir anschliessen können. Es soll eine Mischung aus Neuem und Altem werden.

Laura: Es gibt viele Fremdveranstaltungen, die hier regelmässig stattfinden. Da wird angeknüpft, die bleiben bestehen.

Welche Musik hört ihr so? 

Laura: Wir hören viel Verschiedenes. Über Breakbeat, Future Breaks, Bass, Electro, Deconstructed Club, Experimental, Dubstep, Halftime, Drum & Bass bis Techno und noch vieles mehr. 

Damit scheint dem Neubad eine musikalische Entwicklung bevorzustehen, die weit über den herkömmlichen Techno herausreicht. Ist der Technozug langsam abgefahren?

Yanick: Der Zug ist vielleicht abgefahren, aber viele sind eingestiegen. Es gibt oftmals die Situation, dass in einem Club House, Breakbeat oder ähnliches läuft und die Leute dann fragen, wann endlich Techno gespielt wird. Vor allem das jüngere Publikum scheint den Weg ins Nachtleben über die verschiedenen Techno-Partys in Luzern zu finden.

Laura: Dass Luzern unter anderem sehr Techno-orientiert ist, können wir nicht ignorieren. Obwohl wir unseren zukünftigen Gästen natürlich auch andere Stilrichtungen schmackhaft machen wollen, gehört Techno für uns genauso aufs Tablett. Eine gute Techno-Party wird deshalb immer mal wieder drin liegen (lacht).

Laura, du bist die aktuell einzige weibliche Clubleitung in Luzern. Wird dein Geschlecht Einfluss auf die Entwicklung des Clubs haben?

Laura: Ganz klar, ja. Meine Erfahrungen als FLINTA*-Person im Nachtleben, sei es als Gast oder als Mitarbeiterin im Club, beeinflussen mich natürlich massgeblich. Gerade im Nachtleben machen FLINTA’s leider oftmals ganz andere Erfahrungen an derselben Veranstaltung wie unsere männlich gelesenen Mitmenschen.

Wie wird sich das auf deine Arbeit auswirken?

Laura: Durch das selbst-Betroffensein, habe ich einen anderen Fokus im Club und wahrscheinlich ein ganz anderes Verständnis, Empathie und Strategien, die ich für betroffene Mitarbeitende und Gäste mitbringe. Letztendlich sehe ich auch eine gewisse Verantwortung, diese Erfahrungen in dieser neuen Rolle zu nutzen, was mir sehr viel bedeutet. Dazu kommt, dass ich als FLINTA*-Person ganz andere Vernetzungen zu feministischen Kollektiven und FLINTA*-DJs habe, was sicherlich auch im Booking ablesbar sein wird.

Dazu passt auch, dass du für den Klub Kegelbahn das Awareness-Konzept geschrieben hast. Was für einen Stellenwert hat Awareness für dich im Nachtleben?

Laura: Das Konzept war ein sehr wichtiger Schritt für mich. Daher hat für mich das schon bestehende und eingespielte Awareness-Team im Neubad eine grosse Wichtigkeit. Ich habe auch das Gefühl, dass die Gäste dieses sehr schätzen. Natürlich ist es ein Prozess und wir entwickeln uns immer weiter, aber im Grunde bleibt es gleich. 

Gerade beim Booking ist es immer wieder Thema, dass mehr FLINTA*-Personen gebucht werden sollen. Wird das ein Fokus von euch sein?

Yanick: Unbedingt. Es ist uns ein grosses Anliegen, das Booking diverser zu gestalten. 

Laura: Deshalb haben wir uns zu zweit beworben. Diversität soll auch schon im Booking-Team gelebt werden.

Aber bildet ihr denn auch ein gutes Team?

Laura: Ja, wir haben bereits in der Kegelbahn zusammengearbeitet und gemeinsame Ideen gehabt. Als die Stelle als Clubleitung ausgeschrieben wurde, war klar, dass das unsere Möglichkeit sein wird.

Yanick: Wir haben die gleichen Wertvorstellungen für das Nachtleben. Die Klubleitung im Neubad ist unsere Chance, etwas zu diesem beizutragen und aktiv am Geschehen teilnehmen zu können. 

Laura: Gerade in den Positionen, die das Nachtleben mitgestalten dürfen, sieht man so gut wie keine FLINTA*-Personen. Es war für mich daher auch politischer Natur, weshalb ich mich beworben habe. Ich hatte einen grossen Drang, im Nachtleben eine Veränderung zu sehen. 

Könnt ihr schon wichtige Programmpunkte nennen? 

Yanick: Es wäre schade, wenn wir jetzt schon alles auf den Tisch legen würden. Aber es können sich sicher alle den 2. September fett in die Agenda eintragen. Dann findet die erste Clubnacht nach der Sommerpause statt und somit auch das 10-jährige Jubiläum vom Neubad. 

Laura: Im Mai wird das Programm angekündigt. Stay tuned.