Grausames Grossmaul
Globi gilt seit Generationen als Held der Nation. Hinter der kinderfreundlichen Fassade lauert jedoch ein schwarzer Abgrund voller Menschenhass. Eine Charakterstudie.
Martin Erdmann — 04/28/21, 09:03 AM
Stets einen grossen Schnabel, immer blau und konsequent oben ohne: Kinderheld Globi. (Fotos: Globi Verlag)
Ich musste neulich einen alten Kindheitsfreund beerdigen. Er hiess Globi und war schwer krank. Eigentlich war er das schon immer. Doch ich habe es lange nicht bemerkt. Als Kind war er für mich bloss der übermütige Abenteurer, der mich mit seinen Geschichten in den Schlaf wog. Damals konnte ich nicht ahnen, wie verrottet die Seele dieses irren Vogels ist.
Die Zeit verging und wir verloren uns aus den Augen. Die Tonbänder mit Globis Erzählungen verschwanden im Keller, die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Tage verblassten. Einmal hörte ich, er arbeite jetzt im Zoo, später soll er auf dem Flughafen zu tun gehabt haben und zwischenzeitlich sei er sogar beim Fernsehen gewesen. Zu sehen, dass mein alter Freund immer noch voller Tatendrang ist, erfüllte mich mit warmem Wohlwollen.
Plötzlich nahm ich am treuen Begleiter meiner Kindheit perfide Wesenszüge wahr.
Dann kam der Tag, an dem sich alles änderte. Per Zufall stolperte ich bei einem Skandinavischen Streamingdienst über Globis Gesamtwerk. Ich wurde nostalgisch und beschloss, um der alten Zeiten willen, in die Erlebnisse von damals einzutauchen. Was ich hörte, liess mir das Blut in den Adern gefrieren. Plötzlich nahm ich am treuen Begleiter meiner Kindheit perfide Wesenszüge wahr, die der unschuldigen Naivität meines früheren Ichs verborgen geblieben waren.
Je länger ich in der Vergangenheit grub, desto mehr starb der Globi, den ich einst zu kennen glaubte. Was blieb, waren die Überreste eines skrupellosen Egomanen. In schlaflosen Nächten glaube ich manchmal seine grelle Stimme zu hören. Schweissgebadet frage ich mich dann, wie viel seiner Niedertracht damals den Weg in mein kindliches Unterbewusstsein gefunden hat. Hat mich Globi zu einem schlechteren Menschen gemacht?
Ich will nicht, dass sich auch künftige Generationen mit dieser Frage quälen müssen. Deshalb ist es wichtig, endlich einen öffentlichen Diskurs über Globis Schattenseiten zu führen. Ich habe hier die wichtigsten Punkte zusammengestellt:
Entscheidet gerne über Leben und Tod: Globi bei der Rettungsflugwacht.
Durch so manches Abenteuer des zweifelhaften Lieblings der Nation zieht sich eine Spur des Grauens. Oft stellt Globi seine Vergnügungssucht über das Wohlergehen seiner Mitmenschen. Der grausamste Vorfall ereignete sich 1991 während seiner Zeit bei der Rettungsflugwacht. Bei einer Wanderung fällt sein enger Freund Hans in eine Gletscherspalte. Globi eilt ins Tal, um Hilfe zu holen. Dabei gelingt es ihm jedoch nicht, die dämonische Freude über das lebensbedrohliche Unglück zu kaschieren.
Eine empathiefähige Person wäre angesichts von Hans’ qualvoller Lage in höchster Sorge. Globi scheint jedoch die Zeit seines Lebens zu haben. Geniesserisch trinkt er aus einem Dorfbrunnen und kann sich vor Begeisterung kaum halten, als er mit der Rega zur Unfallstelle fliegen darf. Dies alles während sein Weggefährte ein eisiges Grab zu finden droht.
Menschliches Leben scheint für Globi keinen Wert zu haben.
Hans kann gerade noch rechtzeitig gerettet werden. Im Helikopter wird aber eine schwere Unterkühlung festgestellt. Eine Diagnose, die Globi bloss ein sadistisches Kichern entlockt. Was für Hans ein traumatisches Drama war, scheint Globi bloss ein lustiger Zeitvertreib gewesen zu sein. Nach der Rettung in letzter Sekunde sagt er zu Hans: «Von mir aus könntest du jeden Tag in eine Gletscherspalte fallen.» Menschliches Leben scheint für Globi keinen Wert zu haben.
Irritierende Nähe zu Kindern: Globi ist oft in Begleitung von Minderjährigen.
Über Globis Lebensumstände ist wenig bekannt. Klar ist: Er wohnt alleine, hat keine feste Arbeit, läuft konsequent mit freiem Oberkörper herum und sucht regelmässig den Kontakt zu Kindern. Immer wieder scheint er zufällig in Situationen zu geraten, in denen er mit Minderjährigen alleine ist.
So verbringt er beispielsweise im Jahr 2000 mit Schulkind Hans mehrere Tage und Nächte im Europa-Park. Ein Verhalten, das unheilvolle Parallelen aufweist. Globi ist nicht der erste Promi, der mit Minderjährigen gerne Zeit in Vergnügungsparks verbringt. Ist Globi etwa der Michael Jackson der Schweizerischen Kinder-Unterhaltung?
Praktisch immer nur von Männern umgeben: Globi der Patriarch.
Globi ist ein mächtiger Stützpfeiler des Patriarchats. In seiner Welt dominieren Männer. Frauen besetzen lediglich Nebenrollen. Ein Vorfall von 1992 zeigt auf, wie es um das Geschlechterbild des berüchtigten Machos steht. Damals führte er für kurze Zeit einen Bauernhof und stellte Anna und Sepp als Arbeitskräfte ein. Beide verfügten über gleiche Qualifikationen. Dennoch war es Anna, die kurz nach Jobzusage von Globi den Befehl erhielt, in der Küche Kaffee zu kochen.
Die fortschreitende Emanzipation schien in den folgenden Jahren an Globi vorbeigezogen zu sein. 2014 war er auf Schatzsuche auf den Seychellen und sprach dort eine Museumsmitarbeiterin mit Fräulein an. Diese erklärte ihm, dass man das nicht mehr sagt. Er konnte darauf eine von Misogynie getriebene Verabschiedung nicht unterlassen: «Tschau Fräulein. Hahahahaha.»
Militärtreu und etwas Bio: Globi in den Fussstapfen berüchtigter Diktatoren.
Globis politische Ausrichtung bleibt ein gefährliches Geheimnis. Er lässt sich immer wieder von Grossorganisationen einspannen, doch welche Absichten er verfolgt, bleibt rätselhaft. Manchmal setzt er sich für Bioproduktion ein oder versucht sich durch das Rote Kreuz einen humanitären Anstrich zu verpassen. Gleichzeitig hat er sich aber auch für die Armee starkgemacht oder verherrlicht das polizeiliche Gewaltmonopol.
Folgt bald Globi im Führerbunker?
Dabei bedrohlich: Noch immer zählt Globi zu einem der einflussreichsten Influencern der Kinder dieses Landes. Was für Ideologien wird er ihnen in die Köpfe pflanzen, wenn er in künftigen Werken plötzlich Dinge unterstützt, die eher seinem abscheulichen Naturell entsprechen? Folgt bald Globi im Führerbunker, Globi bei der Ruag oder Globi an der Albisgüetli-Tagung?
Sprechen wohl gerade über Steueroptimierung: Globi und sein Bonzenfreund Roger.
Globis Lebensstil wirft Fragen zu seiner finanziellen Situation auf. Er hat immer einen festen Wohnsitz, kann sich ausgiebige Reisen an exotische Orte leisten, scheint aber keiner geregelten Arbeit nachzugehen. Gleichzeitig ist er stets bereit, alles fallen zu lassen, um sich in Abenteuer zu stürzen. Diese Umstände lassen darauf schliessen, dass Globi nicht etwa die romantischen Freiheiten eines Vagabunden geniesst, sondern bloss vom Privileg des Wohlstands profitiert, von den Fesseln der Lohnarbeit befreit zu sein.
Globi ist alles andere als ein Mann des Volkes.
Tatsächlich stammt Globi aus gutem Hause. Nämlich aus dem Globus. Wie viel Geld aus dem Edel-Warenhaus in seine Taschen fliesst, ist unbekannt. Doch es muss sich um beträchtliche Summen handeln. Als Beleg dafür gelten Investitionen, die er 1998 als Hotelbesitzer getätigt hat. Um seinen Betrieb aufzuwerten, hat er in kurzer Zeit einen Skatepark, eine River-Rafting-Anlage und eine Minigolfbahn gebaut. Die Kosten dürften bis in Millionenhöhe reichen und können unmöglich von den Einnahmen eines Betriebs dieser Grösse gedeckt werden. Globi muss also über reichlich liquide Mittel verfügen.
Ein weiteres Indiz, dass Globi auf der Sonnenseite des Kapitalismus steht, lässt sich in seinem Umfeld finden. Denn Reiche bleiben gerne unter sich. So überrascht es nicht, dass Globi in letzter Zeit auffallend oft in Begleitung von Roger Federer gesichtet wurde. Wahrscheinlich tauschen sie sich vornehmlich über Gemeinden mit tiefem Steuersatz aus oder prahlen mit lukrativen Werbedeals.
Globi ist also alles andere als ein Mann des Volkes. Ein reicher Schnösel, der sein Geld nur für sein eigenes Vergnügen oder die Erweiterung seines Wohlstands ausgibt, sollte kein Vorbild für Heranwachsende sein.