Leitartikel
Der Umgang des Luzerner Regierungsrats mit den Museen ist mehr als irritierend. Es scheint tatsächlich fast, als wolle er gerade das Natur-Museum systematisch zermürben.
Jana Avanzini — 06/02/21, 11:37 AM
Da reibt sich die Regierung die Hände. (Bild: Sebastian Kurpiel unsplash)
Die Herren Regierungsräte sparen schaurig gerne. Das sind keine Neuigkeiten. Besonders, wenn es um Bildung und Kultur geht. Bestes Beispiel dafür ist ihr Umgang mit dem Natur- und dem Historischen Museum. Alle paar Jahre wirft der Kanton ihnen halbgare Sparideen vor die Füsse, die sie per sofort als Konzept erarbeiten sollen. Sitzungen, Rechnereien, Dossiers schreiben. So war es, als die Regierung 2017 das Natur-Museum mit dem Gletschergarten fusionieren und auch, als sie im selben Jahr das Natur-Museum ganz abschaffen wollte.
Diese Geringschätzung für das Natur-Museum steht sinnbildlich für die kantonale Museumspolitik. Es entsteht ein tragisches Bild. Ein Bild von systematischem Mobbing, möchte man meinen. Es scheint, als wäre ein fieser Plan gegen die Museen geschmiedet worden, sie langsam zu zermürben. Sollte man solch böswillige Absichten ausschliessen wollen, lässt sich das Handeln nur noch mit kompletter Planlosigkeit begründen. Diese versuchte man nun immer wieder mit sogenannten Konsolidierungen und aufgepfropften Konzepten zu kompensieren.
Im Sparpotenzial verschätzt
Die neueste Hirngeburt geht ebenfalls auf den Sparwahn von 2017 zurück. Natur- und Historisches Museum sollen im Zeughaus zusammengelegt werden. Dazu hätte dieses für 13 Millionen Franken saniert werden sollen, die erhofften jährlichen Einsparungen wurden auf 0.8 Millionen Franken geschätzt.
Doch der Regierungsrat hat sich verrechnet. Die Betriebskosten am neuen Ort würden eine Million höher ausfallen als bisher und der Zeughaus-Umbau soll plötzlich 35 Millionen Franken kosten – im Minimum. Ein stolzer Preis, der keine Vorteile bringt. Die Museumsfläche würde sich verringern, weniger Mitarbeitende würden diese betreuen.
Weshalb also hält der Regierungsrat an seinen Plänen fest? Es macht den Eindruck, dass er nicht so recht weiss, was er mit dem Zeughaus anfangen will, diesem unhandlichen Monster unter der Museggmauer. Da kommt eine Museums-Fusion gerade günstig. Dadurch würde auch das Prestige-Gebäude am Kasernenplatz frei werden, das man schon lange lieber dem Kantonsgericht überlassen will. Es wäre eine Rochade, die klar zeigt, was für einen Stellenwert kulturelle Einrichtungen für die Kantonsregierung haben.
Kein Geld für Inhalte
Während der Regierungsrat das Natur-Museum vehement vom Kasernenplatz weghaben will, hat dieses mit Alterserscheinungen zu kämpfen. Bereits vor rund 20 Jahren sollte es renoviert werden, 6,5 Millionen Franken waren vorgesehen. 2014 sprach man bereits von einem doppelt so hohen Betrag. Und dieser wird höher, desto länger man die Infrastruktur sich selbst überlässt. Von der teils verwaist-verwahrlosten Ausstellung gar nicht erst zu reden.
Gerade wurde die Fassade des historischen Museums mal wieder weiss getüncht.
Doch das Geld kam nicht. Und es wird auch nicht kommen. Man wirft den Museen lieber neue Ideen vor, an denen sie sich wund arbeiten müssen, um sie danach wieder zu verwerfen. Dass die Museen sonst schon nicht genug menschliche Ressourcen haben, völlig egal. Ausgegeben wird nicht. Und wenn dann nur oberflächlich. Gerade wurde die Fassade des Historischen Museums mal wieder weiss getüncht. Die Natur-Museums-Fassade bröckelt währenddessen vor sich hin. Und das zu Mietpreisen wie am Schweizerhofquai. Wird hier die kantonale Liegenschaftsabteilung durchs Kulturbudget quersubventioniert?
Innovation, die nichts kosten darf
Die Regierung erhofft sich durch eine Museums-Fusion Innovation. Doch Innovation entsteht durch Zeit, Geld und Raum und durch motivierte Mitarbeitende. Dabei ist es für das Arbeitsklima nicht förderlich, wenn das Personal hauptsächlich Laien-Ideen von Leuten ausarbeiten muss, die Politik mit Kultur verwechseln.
Dabei würden innovative Projekte bereits jetzt vorliegen. Der Regierungsrat wüsste das, würde er sich einmal mit dem Team unterhalten, das er zusammenstreichen will. Mit was für einem Budget die Übriggebliebenen künftig neue Ideen umsetzen sollen, ist unklar. Sicher ist: Nur ein Bruchteil davon wird für den Museumsinhalt bestimmt sein. Der Regierungsrat steckt lieber Millionen in einen unhandlichen Klotz, anstatt mit weniger Geld die bereits in vielen Bereichen zusammengelegten Museen baulich und inhaltlich zu fördern.
Vielleicht, um sich selbst ein Denkmal zu bauen.
«Wir haben uns ein Denkmal gebaut und jeder Vollidiot weiss, dass das die Liebe versaut.»
frei nach: Wir sind Helden