Weihachten vor dem Bildschirm
Ihr sucht dringend Alternativen für die anstehenden familiären Verpflichtungen? Das Kultz-Team hat euch ein paar Film-Empfehlungen zusammengestellt.
12/20/21, 12:26 PM
Unschlagbares Duo: Weihnachtsbaum und TV-Gerät.
Alice Reinhard empfiehlt
Für all jene, die in ihrem weihnachtlichen Filmprogramm keine Lust auf Eintracht unter einem glitzernden Christbaum haben, empfehle ich «Waldheims Walzer» von Ruth Beckermann (2018). Zum einen bringt mir dieser österreichische Film als Wien-Rückkehrerin schönste Archiv-Aufnahmen von österreichischen ‘Grantlern’ ins Wohnzimmer.
Zum anderen birgt dieser Dokumentarfilm um den UN-Generalsekretär und späteren Bundespräsidenten Österreichs ein Stück notwendige Erinnerung und ein grandioses Polit-Spektakel: Er zeichnet Kurt Waldheims ‘Tanz’ rund um die schwerwiegenden Anschuldigungen zu seiner Beteiligung an nationalsozialistischen Kriegsverbrechen nach. Was gibt es besseres als ein paar politische Lügen in der besinnlichen Jahreszeit? Sehenswert!
Martin Erdmann empfiehlt
In den Tiefen der 90er-Jahren haben mir meine Eltern an Heiligabend einst ein Meerschweinchen überreicht. Ich freute mich zunächst darüber, verlor aber relativ schnell das Interesse an diesem leicht lethargischen Tier. Dass Haustiere die schlechtesten aller Weihnachtsgeschenke sind, zeigt auch der Horrorkomödien-Klassiker «Gremlins». Ein Vater kauft seinem Sohn in einem obskuren Laden in Chinatown ein niedliches Pelzvieh. Dieses darf jedoch unter keinen Umständen Sonnenlicht ausgesetzt werden, mit Wasser in Berührung kommen oder nach Mitternacht gefüttert werden.
Natürlich werden diese Regeln bald gebrochen, wodurch aus dem drolligen Pelzwesen asoziale kleine Monster schlüpfen, um die Bewohnerinnen und Bewohner der Kleinstadt Kingston Falls zu terrorisieren. Das ist manchmal brutal, aber auch immer etwas charmant und endet mit Kritik am Konsumverhalten der westlichen Welt. Der perfekte Weihnachtsfilm!
Corinne Huwyler empfiehlt
Von mir einen Filmtipp zu verlangen ist etwa gleich sinnvoll, wie sich als Frau mit Prinz Andrew zu verabreden: Kann man machen, wird aber kaum gut enden. Deshalb mein Serientipp: (Re)Watch «Friends»! Ich habe zu Beginn der Pandemie damit angefangen und die Treffen im «Central Perk» haben mir über die schwere Zeit der geschlossenen Cafés hinweggeholfen. Und wenn auch Kaffee nichts mehr nützt, weil nach zehn Staffeln immer noch Pandemie ist, dann mache ich mir einen Tiki Death Punch (Folge: «The One with George Stephanopoulus») und beginne wieder von vorn.
Heinrich Weingartner empfiehlt
Ralphie wünscht sich nichts sehnlicher als eine Red Ryder BB Rifle, ein Luftgewehr, zu Weihnachten. Seine besorgte Mutter und sein cholerischer Vater haben Angst, dass er sich damit ins Auge schiesst. Ein typisches, weihnächtliches Geschenksdilemma. Unverständlich, weshalb es diese Filmperle nicht in unseren Weihnachtskanon schafft. Aber «A Christmas Story» ist vermutlich etwas zu offbeat für das Schweizer Weihnachtspublikum. Dabei hat die kurzweilige 1980er-Komödie alles, was man im konventionellen Feiertagsprogramm vergeblich sucht: Kruden Humor, weihnächtliche Selbstironie und eine ehrliche Story inklusive Kindertränen und Familienstreit. Der bessere «Home Alone».
Ronnie Zumbühl empfiehlt
Es ist drei Jahre her, als ich Silvester allein zu Hause verbrachte. Aus Überzeugung (welche auch immer). Um Mitternacht trat ich auf den Balkon und blickte Richtung Innenstadt, was in mir ein inneres Feuerwerk des Selbstmitleids entfachte. Später guckte ich «Crocodile Dundee 2» und als der Film zu Ende war, fand ich in meinem Inneren gar nichts mehr vor. Meinen ganzen Willen habe ich fürs Zuhausebleiben aufgebraucht, sodass ich willensschwach fernschaute.
Schade, denn eigentlich wäre es die ideale Gelegenheit gewesen, mir wieder einmal «Four Rooms» von Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriguez und Quentin Tarantino aus dem Jahr 1995 anzusehen. In diesem Film hat der Hotelpage Ted (Tim Roth) einen sehr unlangweiligen Silvesterabend. Das Setting: vier Hotelzimmer, vier unterschiedlich absurde Kurzgeschichten. Der quirlig kurlige Page, der durch diese Episoden trägt, muss sich aus jeder einzelnen Story irgendwie herauswinden – und kommt selten ungeschoren davon. Unbedingt gucken! Aber nicht an Silvester. Nicht dieses Jahr!